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wunderlich rede! Wie möhte man daz berihten ald gesprechen, daz
nieman verstân kan noch bekennen mac? M e r k e n t d o c h
e t w a z d â v o n “ (Bd 18, 251).
III. Zur Unsterblichkeit
Zum Abschluß einige Gedanken zu Spanns „Gespräch über
Unsterblichkeit“. Darin wird die Religion gewissermaßen wieder zum
Ursprung, zu Gott zurückgeführt.
Das „Gespräch über Unsterblichkeit“ ist ein Dialog auf Grund des
Fronterlebnisses Spanns im ersten Weltkrieg. Zwei Forscher führen
dieses Gespräch. Spann bezeichnet sie als „Sammler“, der die Ganz-
heitslehre, den Universalismus, vertritt, während der „Zerstreuer“
für die moderne Naturwissenschaft, die empirisch, mechanistisch,
deterministisch geprägt ist, eintritt.
Den Ausgangspunkt des Gespräches finden wir in den Worten:
„ D e i n e r A n s i c h t d e s M e n s c h e n a u s d e r N a t u r -
o r d n u n g e i n e A n s i c h t d e s M e n s c h e n a u s d e r
G e i s t e s o r d n u n g e n t g e g e n z u s t e l l e n “ (Bd 20, 12)
und: „Die Zeit . . ., in der wir leben, das muß jeder sich klar machen,
ist seit langem skeptisch. Sie glaubt an keine Übernatur. Sie hat da-
gegen eine andere, methodologisch wohldurchdachte Naturansicht
ausgebildet, eben die mechanistische (im Grunde materialistische).
Wäre der Mensch nur ein Naturwesen, dann wäre Unsterblichkeit
unmöglich. Diese Ansicht ist zwar, wie ich dir beweisen werde, nicht
richtig, aber gewiß in sich geschlossen“ (Bd 20, 22).
In einem tiefen, alle Bereiche des menschlichen Geistes auslotenden
Ringen werden die beiden Standpunkte vertreten und die Argumente,
die der „Zerstreuer“ gegen den „Sammler“ vorbringt, auf die Waage
gelegt, die eindeutig auf die Seite des Geistes ausschlägt. „Wer dieses
Wissen einmal fand, gewinnt eine andere Stellung zur Welt. Ihm
spricht aus allem eine göttliche Kraft, die dauert und erhält: aus
dem Schaffen das Geschaffenwerden; aus der Zeit das Zeitlose; aus
dem Raume das Raumlose; aus der Gestalt das Gestaltende; aus der
Selbstheit die Hingabe; aus dem Denken die Eingebung; aus dem