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reichung des „ g r ö ß t e n “ Erfolges bei den ,, g e r i n g s t e n “

Mitteln bestünde. Diese Ausdrucksweise hat schon von Gottl gerügt

1

.

Man darf höchstens vom größten Erfolg bei gegebenen Mitteln

sprechen; oder von geringsten Mitteln bei gegebenem Ziel.

Der „wirtschaftliche Grundsatz“ in der üblichen Formel hat aber

auch noch den Mangel der Unvollständigkeit. Die Feststellung der

Rangordnung der Mittel, das Abwägen, geht in Wahrheit nicht nur auf

den noch möglichen „Erfolg“ bei gegebenen Mitteln einem bestimmten

Ziele gegenüber — was man den S p a r g r u n d s a t z nennen kann

—; sondern auch auf die Gleichmäßigkeit der Erfolge in allen Zielen —

der A u s g l e i c h s g r u n d s a t z , der, wie ich oben hervorhob, sogar

das ursprüngliche Element im Begriff der Wirtschaft ist und den die

Grenznutzenlehre mit so grundlegenden Folgerungen näher

entwickelte

2 3

. Es liegt im wirtschaftlichen Grundsatz nicht nur

„Sparsamkeit“ als Festhalten der Gültigkeit des Mittels seinem Ziel

gegenüber, sondern ebenso der „Ausgleich“ in solcher für sich je

sparsamen Verwendung der Mittel, nämlich als Abwägen der Mittel

angesichts a l l e r Ziele, bedingt durch ihre Vielheit und ihren inneren

Geltungszusammenhang. „Sparen“ bedeutet die rechte Gültigkeit des

Vorzweckes für einen gegebenen Endzweck, „Ausgleichen“ bedeutet

die Feststellung, wie weit angesichts der Gültigkeit aller Ziele die

einzelnen Vorzwecke für jedes einzelne Ziel gültig sein sollen.

Im Schrifttum begegnet man öfters der Bemerkung, der wirtschaftliche Grundsatz

sei überhaupt ein a l l g e m e i n e s „ V e r n u n f t p r i n z i p “ . Ernst Mach, der

ein großer Physiker, aber in erkenntnistheoretischen Dingen ein arger Laie war, hat

sogar der Welt verkündet, daß der Grundsatz der Ökonomie als

„ D e n k ö k o n o m i e “ das logische Denken und die ganze Wissenschaft beherrsche.

Andere Empiristen, besonders solche von der unvermeidlichen amerikanisch-englischen

Seichtheit, wie die Pragmatisten, lehren ähnliches.

Wäre das richtig, so stünde es allerdings schlecht um die Begründung gerade der

Wirtschaft durch den „wirtschaftlichen“ Grundsatz, weil dann auch / das Denken

„Wirtschaft“ wäre. Indessen ist der Begriff der „Denkökonomie“ oder des „Denkens der

Welt nach dem Prinzip des kleinsten Kraftmaßes“ (Avenarius) nicht viel mehr als ein

laienhafter Sprachgebrauch. Das richtige Denken ist nicht das ökonomischeste, sondern

das den logischen Normen gemäß gegliederte und inhaltlich wesensmäßig bestimmte.

Das l o g i s c h r i c h t i g e D e n k e n

1

Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld: Die Herrschaft des Wortes, Jena 1901; neuerdings:

Wirtschaft und Technik (Grundriß der Sozialökonomik, Abt. 2,

Tübingen 1914), S. 210 f.

3

Siehe Carl Menger: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, Wien 1871, S. 52.