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Die Aufgabe ist daher nicht, wie die naturalistische Gesell-
schaftslehre will, die einzelnen Menschen in ihren seelischen „Be-
ziehungen“, seelischen Verbindungen zu erforschen; denn dabei
wird in Wahrheit immer die Gesellschaft schon vorausgesetzt, näm-
lich als das Ganze, das die einzelnen Menschen als ihre Glieder gei-
stig vorbestimmt. Die a n g e b l i c h e n
„ B e z i e h u n g e n “
d i e s e r M e n s c h e n k ö n n e n i n W a h r h e i t n u r a l s
G l i e d e r l e b e n , n u r n a c h M a ß g a b e d e r / G l i e d -
h a f t i g k e i t i m G a n z e n , s t a t t f i n d e n . Daher muß
überall von der Gesellschaft selbst als der über den Einzelnen stehen-
den geistigen Tatsache ausgegangen werden, als von jener geistigen
Ganzheit, deren Glieder die Einzelnen sind.
Eine Grunderkenntnis des Universalismus, die sich später erwei-
sen wird, ist: daß jede Ganzheit ihre Ausgliederungsordnung hat.
Es ist nicht die Weise der Ganzheit, jedes Glied unmittelbar, un-
vermittelt (in Gezweiung) zu befassen, etwa nach dem Bilde:
— wobei nur eine Mitte und viele Glieder wären. Noch auch, ist es
die Weise der Ganzheit, jedes Glied einzeln (ohne Gezweiung) un-
vermittelt in sich zu befassen nach dem Bilde:
Vielmehr geht die Ausgliederung stets durch Vermittlungen,
durch Stufen hindurch, nach folgendem Bilde: