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Gemälde, Büchereien, Hausgeräte. Er stellt fest, daß selbst kleinste
Städtchen schön gebaute Theater hatten — heute können zehnfach
so große Städte kein Theater erhalten. Und das nicht erst seitdem
der Fluch des Kinos die Menschheit getroffen hat.
Wie war es möglich, daß überall dort so hochgebildete geistige
Lebensgemeinschaften entstanden, welche jene Werke höchster Kul-
tur hervorbrachten? Hierauf eine zweifache Antwort: erstens weil
das Leben in kleinen, echten Gemeinschaften organisiert, also de-
z e n t r a l i s i e r t war, zweitens weil diese Gemeinschaften n i c h t
a u s g e l a u g t w u r d e n , sondern ihre Begabungen in sich selbst
zu behalten, zu beschäftigen, zu bilden vermochten.
Die Landwirtschaft war in „Zwangsgenossenschaften“ — wie wir
heute die feudalen Verbände jener Zeit nennen können — zusam-
mengefaßt, die zwar nicht mehr die Lebensfülle und Freiheit des
Mittelalters besaßen, aber immerhin noch Wirtschaftsträger wie auch
politische Zentren und Kulturträger zu sein vermochten. Die politi-
schen Verwaltungen waren ebenfalls einer überlieferungsmäßig ge-
bundenen und kulturdurchpulsten Schichte anvertraut (wie man sich
denn auch vor Augen halten muß, daß die alten Schlösser nicht reine
Üppigkeitsbauten, sondern vielmehr Verwaltungsbauten, das heißt
mit heutigen Namen genannt Landratsämter, Bezirkshauptmann-
schaften waren).
Die Städte wirkten darum von Anbeginn bei weitem nicht in
dem Maße auslaugend wie heute. Gewiß waren sie als Sitze der
höheren politischen Gewalten, nämlich höherer Lehensträger, Her-
zoge, kleiner Fürsten, Könige und Kaiser, auch geeignet, gerade die
hervorragendsten Begabungen geistiger, künstlerischer, organisato-
rischer und politischer Art an sich zu ziehen. Aber das war meistens
keine Auslaugung, sondern im Gegenteil, es war ein Vorgang, der
zur Sammlung der bedeutendsten schöpferischen Geister hindrängte
und dadurch den vielen verstreuten geistigen Zentren und Bestre-
bungen die nötigen V o r b i l d e r gab, die nötige E i n h e i t u n d
F ü h r u n g in sich schloß.
Ähnlich war die mittelalterliche und feudale Stadt sogar in ihrer
Eigenschaft als Wirtschaftszentrum nicht auslaugend. Denn die
Städte blieben infolge der ständisch-dezentralistischen Ordnung
klein und waren dicht über das Reich zerstreut (besonders in Süd-