Table of Contents Table of Contents
Previous Page  332 / 427 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 332 / 427 Next Page
Page Background

[382/383]

331

das Schöpfertum. Der Begriff des Schöpfertums schließt uns Sein

wie Geschichte auf.

In der Geschichtslehre sagen wir wie in der Ontologie: Werden,

Umgliederung ist Schaffen einer Ganzheit durch Geschaffenwerden

aus einer höheren Ganzheit, Umgliederung ist Veränderung einer

Ganzheit, die wieder nur aus einer höheren Ganzheit möglich ist.

Das Ausgegliederte an sich ist seinem Begriffe nach zeitlos, nämlich

als eine Bestimmtheit gedacht, die aller späteren Veränderung zu-

grunde liegt. Denn nur ein Ausgegliedertes kann umgegliedert wer-

den. Demnach hat allerdings die Ausgliederung den Vorrang vor

der Umgliederung (sie ist deren logische Voraussetzung). Aber

andrerseits bleibt es nicht bei der Ausgliederung: Nicht die Aus-

gliederung der Ganzheit ist die Wahrheit, sondern daß die ausge-

gliederte Ganzheit sich umgliedert und nicht anders bestehen kann,

das ist die Grunderfahrung, das ist das tiefste Geheimnis dieser

Welt.

/

Das Schöpferische der Ganzheit ist es aber, was uns in der Um-

gliederung entgegentritt.

Das Verhältnis von Ausgliederung und Umgliederung muß, um

den Begriff der Geschichte ganz zu begründen, so verstanden wer-

den, daß das Ausgegliederte als ein Hervorbrechen aus den Tiefen

des Vor-Seins, als ein Hervorbrechen aus einem Hintergrunde des

gegebenen weltlichen Seins zu verstehen ist — als eine schöpferische

Tat. Und diese schöpferische Tat geht weiter in der Umgliederung.

Das ist der Inbegriff der Geschichte. Dieses Schöpferische wirkt fort

und knüpft dabei an seinen früheren Hervorbruch an. Das Be-

w e g e n d e , H e r v o r b r e c h e n d e s t e h t a m

A n f a n g d e r G e s c h i c h t e .

Damit haben wir aber einen Schritt von größten Folgen getan.

Wir sind auf ein Uranfängliches gestoßen. Wir haben das Geschehen

auf der weltlichen Ebene — Ausgliederung und Umgliederung — in

ein Verhältnis zu einem Geschehen auf der überweltlichen Ebene,

das Geschehen der zeitlichen Ebene in ein Verhältnis zur überzeit-

lichen Ebene gebracht. Denn der Hervorbruch hat eine vorzeitliche

Wurzel. Vor dem Hervorgebrochenen steht das, was hervorbricht,

vor dem Ausgegliederten steht das, was sich ausgliedert und formt

(aber dabei nicht verformt nach dem Satze der Rückverbundenheit).