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C.

Von der S c h ö p f u n g s l e h r e u n d d e m G a n g e

d e r G e s c h i c h t e

Es hilft nichts, je tiefer man in den Begriff der Geschichte ein-

dringt, je mehr man sich in die Sache hineinversenkt, um so unver-

meidlicher und bestimmter kommt man zu dem Ergebnis: Weltliche

Geschichte hat überweltliche Vorbedingungen, weltliches Geschehen

und vorweltliches Sein stehen in irgendeinem Verhältnis zueinan-

der! Die Geschichte wird „im Himmel“ zwar nicht gemacht, aber

angelegt. Das Schöpferische, das aller Ge- / schichte zu Grunde liegt,

fordert unter allen Umständen dieses Ergebnis.

Davor schrecken nun viele zurück und halten solche Sätze für

Schwärmerei, für romantisches Schwelgen, indem sie etwa sagen:

War die sizilianische Vesper auch im Himmel vorgesehen? — Es ist

aber nicht so zu verstehen, als ob alles, was hier auf Erden geschieht,

vorher im Himmel geschähe oder beschlossen würde. Indessen, jede

Kraft und Wesenheit, die in die Geschichte eintritt, beruht infolge

ihres schöpferischen Ursprungs auf Gnade und Auserwählung. Jede

Kraft und Wesenheit kann aber von dem Verliehenen einen ver-

schiedenen, kann ihren eigenen Gebrauch machen. Dadurch wird die

Geschichte „im Himmel“ vorgesehen, auf Erden aber ausgeführt

und vollendet — und dieser Ausführung gehört der größere Teil

des äußeren Geschehens. Aber leider waltet dabei das Irdische vor,

ergeht darin sich die Unvollkommenheit!

Von einem nicht-irdischen Hintergrunde der Geschichte hat der

Besonnenste zu sprechen und gerade er zu sprechen. Nur der Ma-

terialist und Naturalist, der die tiefer liegenden Vorgänge an den

Dingen der Geschichte nicht sieht, kann sich dieser Erkenntnis ent-

schlagen.

Anders steht es aber mit der Frage, ob wir von jener überzeit-

lichen Vorgeschichte etwas wissen können? Hegel hat dies (mittel-

bar) dadurch verneint, daß er das Werden aus einem rein formalen

Gesetze, nämlich den dialektischen Schritten mit ihren Gegensätzen

ableitete. Er wollte also nicht sagen, was im Überweltlichen ge-

schieht, sondern nur: wie es sich hier verwirklichen muß. Daß das

dialektische Verfahren schon bei der Ableitung des Aufbaues der

Welt (der Ausgliederung) nicht zureiche, und daß es noch weniger

in der Ableitung des geschichtlichen Ganges der Welt zureiche,