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treten zu lassen, sei es auch nur annähernd. Das geschieht beim

Menschen in allen Zuständen unmittelbaren Erlebens, in allen Zu-

ständen geistigen Schauens, Versenkens, kurz in den ekstatischen

Zuständen aller Art.

Schauen, Verzückung, Ekstase im weiteren Sinn kennen wir be-

reits als jenen Zustand des menschlichen Geistes (— daß auf dem

Wege der Magie auch in der übrigen Natur Entsprechendes hervor-

treten könnte, lassen wir hier beiseite —), in welchem eine gewisse

Unmittelbarkeit erreicht wird und der Geist nicht nur wie gewöhn-

lich gleichsam um die Ecke blickt, sondern wie in Berührung wahr-

nimmt, anders gesagt, daß er schaut, nicht / schlußfolgernd vorgeht.

Im schlußfolgernden, verarbeitenden Denken ist Mittelbarkeit, da-

gegen ist in allem, was schlechthin „einleuchtet“, was „Evidenz“

hat, schon Unmittelbarkeit. In der Eingebung, und wäre es der

einfachste „Einfall“, ist Unmittelbarkeit, dagegen ist in allem jenen

Wollen, Handeln, Gestalten, das erst auf Grund der Eingebung er-

folgt, und also durch Überlegung geschieht, Mittelbarkeit. Das

„instinktive“ Handeln dagegen hat wieder Unmittelbarkeit an sich,

denn es hat etwas am Grunde, das man erst hinterdrein mühsam

klarmachen, vermitteln muß. Der innere Mensch ist überall von

Zuständen der Unmittelbarkeit erfüllt, man möge hoch oder nied-

rig greifen. Ekstatische Zustände treten daher nicht nur in äußer-

sten Fällen des Geisteslebens auf. Wir müssen sie vielmehr überall

dort erblicken, wo etwas von innerem Erleben, von innerer Schau,

von Einfall, Ergriffenheit, Begeisterung aufleuchtet. Überall dort

ist Unmittelbares am Grunde. Tiefe Träume, bewegende Ahnun-

gen, schlafwandlerische und hypnotische Zustände, Gedankenlesen,

Gesichte, Hellsehen, Fernwirken; und ferner die Verzückungen im

höheren geistigen Sinne, wie sie uns von großen Mystikern aller

Zeiten berichtet werden — alle diese und ähnliche Zustände, auf

die wir schon früher hinwiesen, meinen wir, wenn wir von einem

Ekstatischen im menschlichen Geiste sprechen.

Worauf es uns hier ankommt, ist nicht die Erörterung und Er-

kenntnis jener Zustände, weder der einfachen noch der seltenen,

hohen; sondern nur die Aufdeckung des Verhältnisses von Mittel-

barem und Unmittelbarem, das in ihnen liegt. Das Wesen jedes

verzückungsartigen, schauenden, wir könnten auch einfach sagen

inneren oder innerlich-erfahrenden Zustandes erblicken wir hier