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folge. Zwar kann diese Folge durch Fehlgründung, Fehlentfaltung,

Verfall und Wiederherstellung immer wieder neu abgewandelt und

verkehrt werden. Sie kann aber nicht im eigentlichen Sinne umge-

kehrt werden, sie hat Unwiderruflichkeit an sich. — Da durch diese

Natur der Schöpfung die Zeit bedingt wird, so folgt ebenso daraus

die Nichtumkehrbarkeit der Zeit. Wir haben dieses wiederholt fest-

gestellt. Hier aber erst zeigt sich dieselbe Z w i e s t r e b i g k e i t

d e r Z e i t in voller Klarheit, die auch in dem Zugleich der Ver-

mittelbarung und Verunmittelbarung liegt.

Die Zeit ist nicht umkehrbar, nicht nur weil sie einen sinnvoll

vorwärts treibenden Lauf hat, sondern auch weil sie inneres / Ge-

füge hat, weil sie aus zwei umgekehrt laufenden Richtungen besteht:

die der Vergangenheit in die Gegenwart (und in die Zukunft) einer-

seits; die der Zukunft in die Gegenwart (und in die Vergangenheit)

andrerseits, so daß das innere Gefüge der Zeit etwa durch zwei ent-

gegengesetzt laufende Pfeile versinnbildlicht werden kann.

Dabei geschieht der Lauf der Vergangenheit zur Gegenwart in

verhältnismäßig untätiger Weise, indem das Vergangene nämlich,

wie wir wiederholt feststellten, in der Gegenwart, sei es auch ver-

borgen, erhalten bleibt. Doch kommt die Stunde, wo sie, wie Kaiser

Rotbart im Untersberg, erlöst und erlösend hervorbricht. Dagegen

geschieht der Lauf der Zukunft zur Gegenwart in durchaus tätiger

Weise, indem sie das noch nicht voll Seiende ist, das was die Um-

gliederung vorwärtstreiben, also höchst tätig sein muß. In diesen

beiden gegenstrebigen Richtungen, welche in der Zeit enthalten

sind, hat daher die Z u k u n f t d e n V o r r a n g .

Aus dieser gleichzeitigen inneren Rückläufigkeit und Vorwärts-

läufigkeit, die in unserer Zeit enthalten ist, heraus versteht man wohl

am ehesten die Vorstellung vom Einatmen und Ausatmen der Zeit,

vom vorwärts laufenden und rückwärts laufenden Weltenjahr (Pla-

ton, Staatsmann): ein Mythos, der je eine Seite des Sachverhaltes

verselbständigt. Es mag wohl sein, daß diese Verselbständigung in

jener bilderreichen Zeit die exoterische Seite der Lehre darstellt,

während die esoterische das Ineinander zweier Bewegungsrichtungen

innerhalb der wirklichen Zeit aussprach.

Eine ähnliche Bedeutung mag vielleicht auch die Lehre vom

K r e i s l ä u f e der Geschichte haben: es ist ein innerer Kreislauf im

Zeitgeschehen selbst, der esoterisch gemeint ist und in dem Bilde