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die indischen, iranischen, griechischen, germanischen Lehren vom

Weltenfeuer, von der Götterdämmerung scheinen ähnliches zu sa-

gen. — Wie ist das möglich? Wie ist das einem heutigen Menschen,

der „nüchterne Beweise“ will, glaubhaft zu machen?

Soll darüber Klarheit geschaffen werden, dann muß es vom Lehr-

begriffe der Schöpfung her, der selbst den Lehrbegriff der Zeit be-

gründet, geschehen. Jeder Schöpfungsvorgang schließt ein Hinab-

steigen oder eine Vermittelbarung des Geschöpfes und doch zugleich

ein Hinaufsteigen oder eine innere Vertiefung, eine Verunmittel-

barung in sich. Das zeigte sich schon, soll aber hier in neues Licht

gerückt werden.

Von außen her gesehen, beobachten wir überall ein „ v o n u n -

t e n h i n a u f “ (1) in der Welt, ein sich Hinaufbilden der Wesen,

einen Fortschritt des Keimes zur Frucht, des Kindes zum Manne.

Aber dieses Hinauf und Vorwärts hat zur inneren Voraussetzung,

zum inneren Anfang (Prius): daß ein „ v o n o b e n h i n u n t e r “

(2), ein Herabsteigen der Wesen, ein sich Herabbilden aus einer vor-

weltlichen, vorsinnlichen Seinsweise stattfindet. / Die Eingebung, die

in Denken, Gestalten, Wollen und Handeln herabsteigt, ist dafür

ebenso ein Beispiel wie der leibliche Organismus. Er baut die Glied-

maßen nach jenem inneren Plane, der seinem Inneren irgendwie zu-

fließt und eingegeben wird. Der „Bauplan“ ist schon vorher fertig,

nach welchem der Mensch, der Hund, der Fisch gebildet wird. Aber

der äußere Weg der Verwirklichung des inneren Bildes und Zieles

ist ein solcher der Ausbildung von Stufe zu Stufe hinauf.

Faßt man nur (1) ins Auge, so erscheint das Weltgeschehen als ste-

tige, unaufhörliche „Aufwärtsentwicklung“, als „Fortschritt“; —

und diesen Begriff des Fortschrittes einmal erfaßt, könnte man sich

sogar verleitet fühlen, als einen mechanischen Fortschritt zu be-

stimmen, der immer weitergeht (und dadurch allerdings sinnlos

wird). — Erst wenn man auch (2) ins Auge faßt, wird solcher Irr-

tum verhütet.

In dieser inneren Zwiebewegung, von welcher dem „von oben

hinunter“ der Vorrang zukommt, sind die Grundzüge der Ge-

schichte der Welt beschlossen, jene Grundzüge, die für alle Ge-

schichte, auch die vollkommenste und glücklichste gelten.

Ist die Geschichte durch jene zwiefache innere Bewegung gekenn-

zeichnet, so folgt daraus die Nichtumkehrbarkeit der Schöpfungs-