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zubilden versuchte, der tiefste, zu dem die Geschichtsphilosophie

Vordringen kann. Konnte auch die Durchführung dieses Begriffes

bei Schellings Voraussetzungen nicht gelingen, konnte auch die von

ihm versuchte Vertiefung des Gottesbegriffes nicht glücken, so hat

er doch das Ziel bezeichnet, wie keiner.

Daß auch die Nachbildung des Ganzen der Geschichte nicht ge-

lingen konnte, liegt nicht zuletzt daran, daß Schelling in der An-

nahme einer 6000jährigen (also überblickbaren) Dauer der Ge-

schichte dem Alten Testamente folgte und sich damit die Erkennt-

nis einer unüberblickbar langen Vorzeit, wie sie alle idealistischen

Philosophien lehrten, versperrte.

5. Hegel

a. Die W e l t i s t G e i s t . D i e D i a l e k t i k a l s G e f ü g e l e h r e

d e r W e l t

Hegel bringt die Grundgedanken der Schellingischen Identitäts-

philosophie in ein geschlossenes Lehrgebäude, indem er dabei auf

Fichtes strenges Verfahren, nämlich das Verfahren der Ableitung

aus der Denknotwendigkeit, wie sie in der Form der dialektischen

Entgegensetzungen vor sich geht, zurückgreift, das Lehrgebäude also

logisiert; während Schelling später immer mehr auf das Verfahren

der „intellektuellen Anschauung“ und damit auf die innere Geistes-

erfahrung statt der formalen, logischen Ab- / leitung aus Denknot-

wendigkeit hinlenkte. Die Unterschiede, welche im dialektischen

Verfahren der verschiedenen Philosophen bestehen, werden meist

nicht beachtet. Sie sind aber oft entscheidend, besonders auch im

Verhältnisse Hegels zu Schelling. Folgende Tafel, bei der man die

Verschiedenheit der Vorzeichen beachten möge, will einen Über-

blick vermitteln (siehe Seite 51).

Bei Platon und Aristoteles ist die Dialektik rein ontologisch nicht

subjektiv gefaßt. Bei Schelling ist sie ebenfalls ontologisch gefaßt

1

.

Die Lehre Fichtes von der Setzung des Ichs ist „Wissenschafts-

lehre“, Erkenntnistheorie, beginnt daher subjektiv, das heißt das

Subjekt (Ich) ist nicht als könnend gefaßt (wie bei Schelling), son-

dern als s e t z e n d , daher das positive Vorzeichen (+). Hegels

1

Vgl. oben S. 43.