Table of Contents Table of Contents
Previous Page  53 / 427 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 53 / 427 Next Page
Page Background

[55/56]

53

Geschichtsphilosophie hindrängt. Nicht ruhende, sondern bewegte

Dialektik, Leben selbst sieht Hegel in den Gegensätzlichkeiten des

Geistes. Dabei begegnet allerdings eine grundsätzliche Schwierigkeit.

Diese innere Bewegung ist eine rein ideelle, ist eine z e i t l o s e ,

also keine Geschichte im erfahrungsmäßigen Sinne. Da die Dialek-

tik, indem sie von dem Befunde der Gegensätzlichkeit alles Seins

ausgeht, nichts anderes ist als Gefügelehre, Kategorienlehre, ist die

Zeitlosigkeit notwendige Grundlage der gesamten Natur- wie Gei-

steslehre von Fichte, / Schelling und Hegel. Die Dialektik kann im

besonderen über eine Gefügelehre des objektiven Geistes schlechthin

nicht hinauskommen — indem sie nämlich beim „absoluten Geiste“,

der höchsten Synthesis des Geistes, zeitlos endet.

Besteht die Dialektik (wie bei Fichte) darin, die Widersprüche im

Geiste zu entdecken und aufzulösen, so erweist sie sich wie als Ge-

fügelehre der Idee so zugleich als I d e e n l e h r e selbst. Denn was

sich jeweils in den dialektischen Gegensätzen setzt (zeitlos setzt),

sind ja notwendig diejenigen Gestaltungen, Mächte, Wesenheiten,

in denen der Geist überall in Welt und Gesellschaft erscheint. Er er-

scheint als „subjektiver Geist“, „objektiver Geist“, „absoluter Geist“.

Der objektive Geist ist die Organisation des Gemeinschaftslebens

und zwar als: (1) Recht (Bindung des Subjekts an die Sache in

Eigentum und Vertrag); (2) Moralität (Pflicht als Gegensatz des

Rechtes); (3) Sittlichkeit (im Sinne des Übereinzelnen) als: (a) Fami-

lie; (b) bürgerliche Gesellschaft; (c) Staat, der höchste Inbegriff, die

Synthesis des objektiven Geistes. Hier setzt die Geschichte ein. —

Der absolute Geist enthält die übergeschichtlichen Inhalte: Kunst,

Religion, Philosophie.

b. Die G e s c h i c h t e

Die Vernunft an sich (der Geist, Weltgeist an sich gleichsam „Gott

vor Schöpfung der Welt“) ist das Vorgeordnete aller Erscheinungen,

sowohl jener der Natur wie des menschlichen Bewußtseins. Ihm gilt

die Logik, die als Kategorienlehre des Geistes an sich notwendig die

erste Wissenschaft ist. Ihr geht begründend eine Wissenschaft vom

inneren Stufenbau, des menschlichen Bewußtseins, die „Phänomeno-

logie des Geistes“ voraus. Sie enthält eine zeitlose dialektische Ge-