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weit vielfältiger und verwickelter. Darauf wird in späterem Zusam-

menhange zurückzukommen sein

1

.

(c)

Von größter Tragweite war die U n z u l ä n g l i c h k e i t

d e s d i a l e k t i s c h e n V e r f a h r e n s . Wir heben einige

Punkte hervor;

α. Die unzulängliche Bestimmung des Verhältnisses von Einzel-

nem und Ganzem, die in der Dialektik unvermeidlich liegt, wird

uns später noch beschäftigen (vgl. unten).

β. Einerseits ist der dialektische Fortgang rein geistig, sofern nach

ihm der Geist selbst es ist, der die geschichtlichen Setzungsschritte

macht; andererseits mutet er doch insofern naturalistisch an, als alle

Setzungen nach einem strengen Gesetze erfolgen. Zum Beispiel ist es

ein strenges Gesetz, das nacheinander einen, viele, alle frei werden

läßt.

/

γ. Nicht vollkommen gelungen scheint uns auch das Verhältnis

von Relativismus und Absolutismus, wie es das dialektische Ver-

fahren herstellt: wonach jede Stufe dadurch, daß sie in der späteren

erhalten bleibt, doch nie ganz unwahr sein soll, sofern das Neue

darnach unbedingt Recht hätte, was ebenfalls der Wahrheit der Ge-

schichte widerspricht. Denn in Wahrheit gibt es doch auch absoluten

Verfall in der Geschichte.

δ. Es gelang Hegel nicht, die nicht-geistigen Voraussetzungen der

Geschichte, die äußere Natur (Umwelt) und die Rassen, in das Ge-

bäude aufzunehmen. Das war unmöglich, denn im dialektischen Ver-

fahren ist für sie überhaupt kein Platz, auch nicht in der unter-

geordnetsten Stellung. Denn hier ist ausschließlich ein geistiger Vor-

gang gemeint, der rein und unbeeinflußt bleiben müßte

2

.

ε. Die größte Schwierigkeit ist aber die Unmöglichkeit eines zeit-

lichen Endes der Entwicklung nach dem dialektischen Verfahren.

Nur ein systematisches Ende ist dialektisch möglich. Im Gefüge der

Welt ist das Ende: absoluter Geist; in der Geschichte ist ein Ende

nicht abzusehen.

Daher im Ergebnis: Fortschritt ohne Ende, sinnloser Fortschritt.

Demgemäß auch: das Spätere müßte nach dem dialektischen Ver-

fahren unbedingt das Frühere überhöhen. Das bedeutet also aber-

1

Siehe unten S. 72, 107 und öfters.

2

Siehe unten S. 253 ff.