[190/191]
211
mer war“
1
. — Scherman verweist auch auf Parallelstellen des Rigveda und
Atharvaveda, z. B. Rv. X. 190, 1, „ W o n a c h a u s d e m T a p a s d i e h e i -
l i g e O r d n u n g u n d d i e W a h r h a f t i g k e i t (ritam und satyam) e n t -
s t a n d e n . . . “
2
— also abermals nicht N a t u r g ö t t e r !
Wie man auch den Inhalt dieser Strophen des Rigveda deute,
so viel steht darnach fest:
1.
daß die Urgottheit durch Versenkung in sich selbst, wie sie
die indischen Mystiker nach dem Yogasystem üben, die Welt schuf
(nach III) — also durch Selbstschau wie bei Aristoteles;
2.
daß die Götter als Ideen, Manifestationen oder Emanationen
der e i n e n Urgottheit entstanden (nach VI).
/
3.
die mystisch-religiösen Kategorien (Gottverwandtschaft usw.)
treten dabei zwar noch nicht aktuell hervor, sind jedoch schon
angedeutet (IV: „Verwandtschaft des Seienden“). Ferner erhellt,
daß, wie die Schöpfung der Welt nach Art der schöpferischen
Vorgänge im menschlichen Geist, und zwar in der mystischen
E k s t a s e (Tapas) gedacht wurde, so auch die Götterwelt, da aus
der Urgottheit entstanden, als eine Abfolge, ein S t u f e n b a u
vorgestellt wurde.
Aus den eigenen mystischen Zuständen der Menschen, aus dem
menschlichen Geist als dem Höchsten der menschlichen Erfahrung,
verdeutlichten sich die altindischen Mystiker die Schöpfung der
Welt und ebenso der Götter dieser Welt!
Als Ausgangspunkt finden wir hier mit vollkommener Klarheit
einen M o n o t h e i s m u s , w e l c h e r p o l y t h e i s t i s c h e
M ä c h t e n u r a b g e l e i t e t e r w e i s e und nur als gliedhafte
Teilmanifestationen der Gottheit anerkennt. Erst indem der My-
stiker sich der Welt zuwendet, also in bedingter Weise, kann er
göttliche Wesen in der Welt selbst anerkennen: die Götter sind
ihm nicht ursprünglich; und sie sind ihm gliedhafte Teilmächte der
Urgottheit, solche, welche in der Welt wirken.
Dementsprechend auch mehrere Upanischaden: „Von dem die Sonne aufgeht
und in dem sie untergeht, auf ihm (dem Brahman) beruhen alle Götter“ (Kantha-
cruti-Upanishad IV, 9); oder Mundaka-Upanishad II, 1, 7: „Von ihm (dem er-
schaffenden Purusha) wurden die Götter in vielfacher Gestalt erzeugt.. .“
3
.
1
Lucian Scherman: Philosophische Hymnen aus der Rig- und Atharvaveda-
Sanhitä, Straßburg 1887, S. 7.
2
Lucian Scherman: Philosophische Hymnen... S. 9.
3
Lucian Scherman: Philosophische Hymnen... S. 9.
14'