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bilden wohl zwei Stufen, aber zugleich können diese letzteren als
in der Gottheit selbst liegend gedacht werden, so daß in diesem
Fall die Stufung verschwände. In Wahrheit kann man indessen
doch noch eine dritte Gruppe in der Religion Zarathustras unter-
scheiden, nämlich den argen Ahriman mit / seinen bösen Geistern,
die in sich einen Stufenbau bilden und zu denen insbesondere die
Devas, die früheren Götter (welche bei den Indern infolge Beibe-
haltung des Polytheismus blieben) gehören.
Es ist bedeutungsvoll für das Verständnis aller Mythologien, daß
die A m e s h a S p e n t a s s ä m t l i c h g e i s t i g e M ä c h t e
u n d n i c h t N a t u r m ä c h t e d a r s t e l l e n . Die naturalisti-
sche Mythenauffassung kann das nicht erklären und ist schon damit
allein widerlegt. Aber dieser Umstand wirft auch erst das rechte
Licht auf die Theologien der polytheistischen Religionen, welche nur
kategorial und ganzheitlich zu erschließen sind.
In jeder Hinsicht ist die Religion Zarathustras ein zwingender
Beweis dafür, daß der Polytheismus aus einer Trübung des mysti-
schen, durchgeistigten Monotheismus entstand. Es ist dem Wesen
der Sache nach ganz unmöglich, daß (wie die herrschende Lehre will)
die hohen Götter durch „Auslese“ aus den niederen entstünden.
Nur wenn man bedenkt, welchen echten Wahrheitskern der
Polytheismus enthält, kann man ihn würdigen und, an der reinen
Mystik gemessen, auch die Trübung verstehen, aus der er entstand.
b.
Bei den Ä g y p t e r n
finden wir die Götterneunheit, welche einen Urgott und drei Ge-
nerationen (Stufen) hoher Götter aufweist, an die sich erst die
niederen Götter reihen. Es sind dies
1
:
A t u m (= Rê)
aus ihm gehen hervor
Schow
Tefnut
(Geist, Urluft, männlich)
(Urfeuchtigkeit, Urieben, Ur-
materie, weiblich)
1
Vgl. Günther Roeder: Urkunden zur Religion des alten Ägypten, Jena 1915,
S. 7; Adolph Erman: Die Religion der Ägypter, Berlin 1934, S. 89 f.; Hermann
Junker: Die Ägypter, 1933, S. 52 (in Bd 3 der „Geschichte der führenden Völ-
ker").