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aus diesen gehen hervor

(Erde, männlich)

Geb

Nut

(Himmel, als das alles gebärende

Prinzip gefaßt, daher weiblich)

aus diesen gehen hervor

Osiris — Isis

1

(männlich) (weiblich)

Seth — Nephtys

(männlich) (weiblich)

/

Ähnlich die memphitische Theologie, und ähnlich die von Eduard R ö t h

nach dem damaligen Stand der Forschung mit Geist konstruierte Generationen-

folge der neun Götter, welche er richtig auf geistige Weise auffaßte

2

.

Nach H e r o d o t (II, 145) nahmen die Ägypter drei Klassen oder Genera-

tionen von Göttern an: Eine erste Generation, acht an der Zahl; eine zweite und

eine dritte, jüngere Generation, die Kinder der Götter zweiten Ranges. R ö t h

erläutert dies näher: „Die acht großen Götter, die Kabiren, die Gewaltigen waren

Emanationen aus der unentstandenen, von Ewigkeit her existierenden vierfalti-

gen Urgottheit... Die zweite Klasse, die der zwölfe, sind die irdischen Verkör-

perungen der vier urgöttlichen Wesen und der acht kosmischen Gottheiten; die

dritte Klasse sind die Geschwister und Nachkommen des Osiris und der Isis.. .“

3

.

Man wende nicht ein, das seien nachträgliche Konstruktionen

der Priesterschaften, theologische Spekulationen, in Wirklichkeit

gebe es keine Göttersysteme. Das Gegenteil ist richtig! Am An-

f a n g s t e h t d a s G ö t t e r s y s t e m . Glaubt man denn, hohe

Gottheiten seien je anders verkündet worden als von führenden

religiösen Persönlichkeiten, von großen priesterlichen Menschen?

Erst als in die breiten Schichten herabgesunkenes Kulturgut können

sie sich im Volksglauben finden, wo sie allerdings verwildern. Der

Volksglaube kann nur im Bereich der niederen Magie schöpferisch

sein, ansonsten ist er durch Verkindlichung, Veräußerlichung und

Verwilderung höheren Kulturgutes gekennzeichnet. Dem entspricht

es, daß schon in den ältesten Urkunden, die uns zugänglich sind,

sich theologisch-philosophische Gedanken an die mystischen Er-

fahrungen reihen, wie die Pyramidentexte, besonders klar aber die

philosophischen Hymnen des Rigveda beweisen

4

.

Wenn im Gegensatz zu unserer Auffassung die herkömmliche

Geschichtsschreibung meint, die Götterwelt Ägyptens und auch an-

1

Dazu das Kind beider: Horus.

2

Eduard Röth: Geschichte unserer abendländischen Philosophie, Bd 1: Die

ägyptische (usw.) Glaubenslehre, 2. Aufl., Mannheim 1862, S. 131 ff.

3

Eduard Röth: Geschichte unserer abendländischen Philosophie, Bd 1; Die

ägyptische (usw.) Glaubenslehre, 2. Aufl., Mannheim 1862, S. 144 (Anm.).

4

Auf die wir sogleich zurückkommen.