Previous Page  268 / 473 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 268 / 473 Next Page
Page Background

2 6 8

[243/244]

klärende erst nachfolgte, wie die heute herrschende Schule geradezu paradoxer-

weise behauptet, sondern das notwendig Zweite, Ausführende, den theologischen

Gedanken und Mythos wie auch das Innere der Frömmigkeit erst Darstellende.

Unsere gesamte bisherige Untersuchung der Quellen und Erscheinungsformen

der Religion berührte bereits immer wieder auch den Gottesdienst. Besonders

was wir über die Magie als Quelle der Religion

1

, insbesondere über Ritualismus

2

,

Esoterisch und Exoterisch

3

, ferner über Ahnendienste

4

, und Entartungen aller Art

(insbesondere das Buphoniaopfer

5

) ausführten, betraf auch zugleich Formen des

Gottesdienstes. Das alles hier zu wiederholen, ginge nicht an. Wir verweisen hier

darauf und können uns dafür im folgenden in engen Grenzen halten .

II. Das Opfer

A. W e s e n u n d B e s t a n d t e i l e

Drei Merkmale sind es, welche das Opfer seinem Wesen nach im-

mer und überall kennzeichnen:

1.

Es ist V e r s e n k u n g.

2.

Es ist V e r z i c h t auf Eigenes, Verzicht zugunsten Gottes,

Verzicht zum Zweck der Teilnahme an Gott, die Aufopferung im

engeren Sinn. In der Folge bedeutet das in der höheren Religiosität

sittlichen Wandel. Darum liegen im Sinn des frommen Opfers stets

und überall Tugend, Gerechtigkeit, Liebe, Wahrheit (obgleich frei-

lich nicht überall durchgreifend). Darum wird auch nicht nur im

übertragenen Sinn, sondern mit vollem Recht das sittliche Leben als

fortdauernder Gottesdienst, fortdauerndes Opfer bezeichnet.

3.

Es wird ausgeführt mittels eines Systems von E n t s p r e -

c h u n g e n , welches

(a)

durch eine heilige Handlung, die eigentliche O p f e r h a n d -

l u n g , gebildet wird,

(b)

durch deren Ordnungsform, welche als R i t u a l , Z e r e -

m o n i e l l , L i t u r g i e samt der zugehörigen G e r ä t s c h a f t ,

auch des Tempelgebäudes, verhältnismäßige Selbständigkeit besitzt. /

Auch das System der Entsprechungen wurzelt im I n n e r e n

des Gottesdienstes, in der Versenkung. Durch bestimmte Veranstal-

tungen, bestimmte Handlungen nach bestimmtem Zeremoniell soll

1

Siehe oben S. 165 ff.

2

Siehe oben S. 158, 163 und 178 ff.

3

Siehe oben S. 231 ff.

4

Siehe oben S. 92 ff.

3

Siehe oben S. 249 ff.