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magische und theologische Grundgedanken, bestimmte Anschauun-

gen von der Gottheit und dem Verhältnis des Menschen zu ihr ab.

Es ist jetzt eine allgemein anerkannte Tatsache, daß die m e i -

s t e n e i n f a c h e n K u l t h a n d l u n g e n ü b e r d i e g a n z e

E r d e v e r b r e i t e t s i n d . Warum? Weil sich überall die my-

stischen und magischen Elemente der Religionen, besonders der

polytheistischen, als gleichartig erweisen. Weniger die Entlehnung

als die gleiche innere Bedingtheit ist es, welche die verhältnismäßige

Gleichheit elementarer Kulthandlungen in der ganzen Welt be-

gründet.

Liturgie und Ritual, sagen wir, sei ein Inbegriff von Entsprechun-

gen, und zwar im besonderen zu dem jeweiligen göttlichen Gesche-

hen, zur heiligen Sage, zum Geheimnis des Glaubens. Daher bilden

alle Entsprechungen, nicht nur die Opferhandlung im engeren Sinn,

die heilige Geschichte ab. Zu Ende gedacht, ergibt dies den Satz:

G ö t t l i c h e s G e s c h e h e n o d e r g ö t t l i c h e W e l t -

o r d n u n g = K u l t o r d n u n g — L e b e n s o r d n u n g

(Rechts- und Gesellschaftsordnung).

Aus dieser Gleichung erkennt man zugleich den grundlegenden

sittlichen Einfluß der Religion, die Religion als L e b e n s m a c h t ,

Gemeinschafts- oder Rechtsordnung bildet ebenfalls die heilige Ge-

schichte und die Weltordnung ab; darum ist die g e s a m t e

m e n s c h l i c h e G e s e l l s c h a f t d e r U r z e i t e n s a k r a l

b e s t i m m t .

Daß die menschliche Lebensordnung ebenso wie der Gottesdienst

dem heiligen Geschehen, zuletzt der Weltordnung, entspreche, folgt

auch aus der zentralen Stellung des Menschen, ebenso aus dem Be-

griff des Urmenschen

1

, wofür die früher angeführten Worte der

S â v i t r i an den Totengott ein besonders deutliches Beispiel bil-

den: indem die Frommen ihre Opfer- und Lebenspflichten richtig

vollbringen, halten sie die Weltordnung aufrecht: „Ihre Tugend

lenkt die Sonne. — Sie sind auch die Welterhalter“

2

. — Ähnlich die

Bhagavadgita

3

.

/

Soweit der Opferdienst hingegen seinem Wesen nach V e r s e n -

1

Vgl. oben S. 193 ff und 259 ff.

2

Vgl. oben S. 193.

3

Bhagavadgita, III, 10 ff., deutsch von Paul Deussen: Der Gesang des Heiligen

:

Leipzig 1911, S. 22 f.