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[XII/XIII]

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und, / als das Wachs schmolz, ins Meer hinabstürzte. So vermeinte

sich auch der Mensch auf den Flügeln technischer Fortschritte in den

Himmel zu erheben. Doch nun, da das Wachs der Einbildung

schmolz, sieht er sich tief in die Materie hinabgestürzt, in deren

Chaos er zu versinken droht.

Sieger wie Besiegte wurden an der Absolutheit der äußeren

Werte irre und erkennen deren bloß periphere Bedeutung für die

Aufgabe und den Sinn des Lebens.

Der Mensch lernt wieder Äußeres und Inneres unterscheiden und

die grundsätzliche Verschiedenheit der Richtung verstehen, die beide

dem Leben geben.

Das Äußere des Menschen drängt nach der Welt, sein Innerstes

ruht in Gott.

Wird der Mensch dieses innersten Ruhepunktes inne, so tut er

damit einen Blick in die höhere Welt. Er erlangt etwas von jenem

mystischen Wissen, von dem Meister Eckehart sagt, es sei die un-

bedachte Wahrheit, die gekommen ist aus dem Fierzen Gottes, ohne

Mittel. Es lenkt den Menschen in neue Bahnen und macht ihn fähig,

den Preis des Lebens zu erringen.

Im Frühjahr 1946

Othmar Spann