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ja selber schon Forschung ist); Bevölkerungsstatistik ist Bevölkerungswissenschaft,
Wetterstatistik ist Wetterforschung und so fort*.
III. Das Häufungsverhältnis
Hiermit ist die Erscheinung der Häufung noch immer nicht
erschöpfend untersucht. Wenn die oftmalig Gesetzten untereinander
auch gefügelos sind, also die uneheliche Geburt A nicht von der
unehelichen Geburt B herstammt, die Wohnung A nicht leersteht, weil
auch die Wohnung B unbewohnt ist; so ist es d o c h d u r c h a u s
n i c h t g l e i c h g ü l t i g , o b d i e e i n z e l n e n G e b i l d e
m e h r o d e r w e n i g e r g e h ä u f t a u f t r e t e n . Zum
Beispiel ist es nicht gleichgültig, welche Zahl von Arbeitern und
Unternehmern, von gelernten und ungelernten Arbeitern, von
jährlichen Neubauten und Umbauten eine Volkswirtschaft hat. Die
Zahl der Arbeiter und Unternehmer z. B. bezeichnet die
„wirtschaftliche Schichtung“ der Gesellschaft, jene der Neubauten und
der Stellensuchenden sind Anzeichen der „Konjunktur“. In welchem
Sinne aber haben jene Zahlen „Bedeutung“? Echte Leistungen
verrichtet die Masse als solche nicht, weil sie als solche keine ihr
gestellte Aufgabe erfüllt; „Leistungen höherer Ordnung“ wie die
Gebilde höherer Ordnung verrichtet sie gleichfalls nicht, weil sie
mangels eines unmittelbaren inneren Zusammenhanges kein einfaches
Ganzes ist; darum und weil sie überhaupt nichts eigentlich
Wirtschaftliches ist, kann sie auch / keinen festen Platz, keine
organische Verbindung im Gewebe, im Netze der Volkswirtschaft
erlangen. (Daher haben die Massen untereinander auch keine
Entsprechung höherer Ordnung, denn diese besteht nur im ideellen
Stufenbau der Gebilde und Teilinhalte selbst, nicht auch in ihrer
Massenhaftigkeit.) Aber: die Bedeutung der Häufungen, Massen liegt in
ihrem zahlenmäßigen Verhältnis, in der Proportion der Massen
untereinander. Ob viele oder wenige gelernte und ungelernte Arbeiter,
Analphabeten und Gebildete in einer Volkswirtschaft vorhanden sind,
ist von größter „Bedeutung“. Wir nennen diese Proportion „ H ä u f u n
g s v e r h ä l t - n i s “ o d e r „ K o n g r e g a l p r o p o r t i o n “ . Eine
g e s e t z - m ä ß i g e Zusammensetzung herrscht in diesem
„Verhältnis“ nicht, dazu fehlt die organische, unmittelbare Verbindung
der Massenbestandteile untereinander und demnach die innere
Notwendigkeit.
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Vgl. unten S. 179 ff.