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Wären die schwarzen Kreise die Menschen, der oberste gestrichelte

(weil nicht ausgegliederte, sondern nur ausgliedernde) Kreis die

schöpferische Urmitte, Gott (= Gott als Schöpfer, der nicht er-

scheint, nicht selbst zur „Welt“ wird); dann würde sich als ge-

wöhnlicher Zustand des letzten Gliedes „Mensch“ in diesem ganz-

heitlichen Stufenbaue ergeben, daß der Mensch nur v e r m i t t e l t

aus den Zwischenzentren die schöpferischen Einwirkungen der Ur-

mitte erfährt, daß er aber in einem gleichsam ekstatischen Zustande

imstande ist, d i e s e V e r m i t t l u n g e n z u d u r c h b r e -

c h e n u n d u n v e r m i t t e l t m i t d e r U r - / m i t t e i n

R a p p o r t z u k o m m e n . Dieser Zustand ist die „Abge-

schiedenheit“. Wir deuten ihn bildlich dadurch an, daß wir einen

Pfeil vom letzten Gliede zur Urmitte geradewegs (unvermittelt)

führen. (Freilich sollte dieser Pfeil durch die Mitten hindurch bre-

chen, nicht neben ihnen hergehen; wesentlich ist aber nur das Über-

springen der Vermittlungen.)

Die Gemeinschaft zwischen Menschen ist sonst auf ihre eigene Ganzheit

eingeschränkt, und höheren Ganzheiten gegenüber bedarf sie der Vermittlung.

Vermittelnder Stufenbau ist ein Merkzeichen des gewöhnlichen Verhältnisses

der Gemeinschaften untereinander. Das Verhältnis des Schülers zu Goethe z. B.

wird durch den Lehrer vermittelt, das des Lehrers wieder durch seine höheren

Lehrer, das dieser höheren Lehrer durch schöpferische Kunstkritik (z. B. Schle-

gels, Lessings); und ähnlich die der breiten Öffentlichkeit, welche ebenfalls durch

die niedere, z. B. die Zeitungskritik, diese wieder durch die wissenschaftlich

und künstlerisch führende Kritik bestimmt wird. Auch im organisatorischen Bau

der Gemeinschaften kommt dies zutage, indem der niedere Geistliche nicht mit

dem Papste, der gewöhnliche Krieger nicht mit dem Feldmarschall verkehren

kann, es sei denn durch vielerlei Vermittlungen hindurch. — In diesem Punkte bie-

tet dagegen die c o m m u n i o s a n c t o r u m ein genaues Bild der Abgeschie-

denheit. Die Heiligen sind in ihr im Anschauen Gottes versunken gedacht; und

im Begriffe der Anschauung liegt, daß sie durch nichts vermittelt, sondern un-

mittelbar ist. Auch das macht den Begriff der communio sanctorum zur Abge-

schiedenheit, daß die Heiligen nur durch das Bewußtsein gleicher Verbundenheit

mit Gott untereinander in Beziehung sind; die Beziehung der Heiligen unter-

einander ist also eine nur durch jenes Zentrum, dem sie allein verbunden sind,

die Gottheit, vermittelte.

Da Abgeschiedenheit in ihrem unmittelbaren Durchbrechen zur

höchsten Urmitte die Gemeinschaft überschreitet, überhöht, kann