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schon selbst ein „Eichendorff“ sein, er braucht der Natur gegen-

über keine gesellige Vermittlung mehr durch den Dichter. Sein Da-

sein ist nur einsam im Hinblick auf die Menschen, nicht aber im

Hinblick auf die fromm empfundene Natur und auf Gott selbst.

Daher es weit gefehlt wäre, ihn als Zeugnis individualistischer Stel-

lung des Einzelnen zu den anderen und zur Natur aufzufassen. Das

Übersinnliche erblickt er in den Dingen, und der Anblick der Na-

tur wird ihm so zu einem unaufhörlichen bedeutenden Verkehr. An

die Stelle der Gemeinschaft mit den Menschen tritt bei ihm die Ge-

meinschaft mit der Umwelt, die von einem göttlichen Gesetz durch-

waltet wird, wie es in Eichendorffs Lied des Einsiedlers heißt:

„Die Jahre wie die Wolken gehn

Und lassen mich hier einsam stehn,

Die Welt hat mich vergessen.

Da tratst du wunderbar zu mir,

Wenn ich beim Waldesrauschen hier

Gedankenvoll gesessen.“

So ist der Einsiedler nicht eine besondere Art von Robinson, der

nur ein Beispiel der geistigen Vereinsamung, Verödung und Ver-

armung wäre, sondern ein Gegenteil des Robinson, weil er sich aus

Menschengemeinschaft in die abgeschiedene Gemeinschaft mit Gott

und Natur flüchtet.

Die Gemeinschaft des Menschen mit der Natur ist als romanti-

sches und religiöses Naturempfinden sowohl in der Form des Kunst-

empfindens wie in der Form der gesammelten Betrachtung e i n

w e s e n h a f t e s L e b e n s e 1 e m e n t j e d e s

m e n s c h l i - c h e n G e i s t e s u n d d a r u m a u c h e i n

B e s t a n d t e i l

a l l e r

G e m e i n s c h a f t

z w i s c h e n

M e n s c h e n .

Hierin

mag man die tiefste Bedeutung des Zustandes der Abgeschiedenheit

erkennen, daß er die Menschen von der Geburt bis zum Grabe, und

wäre es nur unbewußt, als unentbehrlicher Halt ihres in Gezweiung

gewirkten Geistes begleitet. „Bald mächtiger, bald leise — Zu jeder

guten Stund’ — Geht diese Waldesweise — Mir durch der Seele

Grund“

1

.

Gegenüber dem schädlichen Irrtum, der heute zur Mode geworden ist, erst

die moderne Menschheit, und zwar genau seit Rousseau her, kenne das Natur- /

1

Joseph von Eichendorff.