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solche B e d i n g u n g e n , d i e g a r n i c h t m e h r g e g e n -

w ä r t i g s i n d , nämlich die Ahnen, wirksam werden, zeigt sich

die E i n h e i t a l l e r A h n e n — und das ist bereits die G a t -

t u n g .

Uber den Begriff der Gattung könnte man nur dann hinweg-

kommen, wenn die Vererbung rein stofflich erklärt würde, z. B.

wenn man eine rein mechanische „Einschachtelungstheorie“ an-

nähme, die aber heute niemand anerkennt. Man darf daher, ohne

zuviel zu sagen, ganz nüchtern behaupten, daß jeder einzelne Mensch

nicht nur von seinen Eltern, sondern auch von der Gattung, von

der Idee der Menschheit als der zeugenden Gattungsseele, stammt

und also sein / Leib, seine Rasse, in diesem Sinne eigenlebendiges

Glied der biologischen Gattung (wie sein Geist Glied des Gattungs-

geistes) ist. Auch die Zeugung ist ein „Schaffen aus Geschaffen-

werden“, eine schöpferische Gegenseitigkeit der Glieder, die un-

möglich wäre, würde sie nicht von einer größeren Ganzheit über-

höht

1

. Darum entwickelt der Einzelne Eigentümlichkeiten, die bei

den Ahnen nicht Vorkommen. Der Geist schaltet frei mit dem

Stoffe, der ihm vorgegeben ist, d e s s e n G e s e t z l i c h k e i t e r

a b e r n i c h t u m s t ö ß t , s o n d e r n z u r G r u n d l a g e

n i m m t .

Denkt man den Begriff der Gattung in der Form der fernen

Ahnenreihe zu Ende, so ergibt sich, da die Ahnenreihe unabsehbar

weit zurückgeht, eine so weite Verzweigung, daß jeder Mensch mit

dem ganzen Volke, ja mit vielen Völkern im weiteren Sinne ver-

wandt ist. Ob mit allen, läßt sich wegen des Dunkels, in das die

Entstehung der Urrassen gehüllt ist, schwer analytisch beantworten.

Daraus folgt aber nichts Geringeres, als daß der B e g r i f f

d e r r e i n e n R a s s e , d i e v o n k e i n e r a n d e r n a b -

s t a m m e n u n d u n g e m i s c h t s e i n s o l l , e i n U n b e -

g r i f f i s t . Was die Rasse kennzeichnet, ist nicht die erbstoffliche

Rassenreinheit, sondern etwas anderes, das, was wir die S t i l -

r e i n h e i t d e s E r s c h e i n u n g s b i l d e s nennen. „Stilrein-

heit“ ist aber schon ein geistiger Begriff, ist Einheit geistigen Aus-

druckes, ist durchgängige Ebenbildlichkeit. Schindmähren haben

1

Zu dem Satze „Schaffen aus Geschaffenwerden“ vgl. mein Buch: Der

Schöpfungsgang des Geistes, Jena 1928, S. 213 ff. und 309 ff. (= Ergänzungs-

bände zur Sammlung Herdflamme, Bd 3).