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offenbar ist es, die sie aussterben läßt, keineswegs physiologische

Schwächung der Zeugungskraft. So ist aber wohl der Geisteszustand

aller aussterbenden Völker zu begreifen. Ihr Geist hat nicht die

Quellkraft, ihre neue Lage zu begreifen. Sie kommen geistig nicht

mit. Sie verwelken, sie sterben aus und haben doch die Eigengesetz-

lichkeit des Erbstoffes nicht geändert.

Gilt der Vorrang des Geistes, dann gilt auch der Satz: Rassentypen

sind Indices des Geistes, sind Träger von Geistestypen. Aber, soll

dieser Satz für Geschichte und Gesellschaftslehre fruchtbar werden,

so ist entscheidend: daß d i e s e B i n d u n g w i e d e r u m

n i c h t e i n d e u t i g i s t u n d d a ß s i e n i c h t e i n f ü r

a l l e m a l g e s c h i e h t ! Denn der Niederschlag des Geistestypus, den

eine Rasse darstellt, muß nicht von heute stammen — er kann es

nicht einmal! Er muß zum Teil (und kann es ganz) aus urfernen

Zeiten der Geschichte stammen. Darum finden wir hohe Rassenbil-

der manchmal gleichwie leere Hülsen, altes Gemäuer in der Ge-

schichte. Die edle nordische Heldenrasse Nordhollands und Skandi-

naviens z. B. sehen wir heute im individualistischen Wirtschafts-

geiste, in Friedensduselei utilitarisch mechanistischer Lebensauf-

fassung befangen und anderem mehr. Die Nordholländer von heute

sind uns innig stammverwandt, / aber weniger wesensverwandt,

vielmehr der anglikanischen Bildungsart verfallen.

Aus der nicht eindeutigen Bindung der Rasse an den Geist folgt:

R a s s e g e h t n i c h t n u r u n t e r i n d e r G e s c h i c h t e ,

s i e e r m ü d e t a u c h . Die Veränderungen des Geistes haben in-

folge der Geschichtlichkeit seines rassischen Erbgutes außer ihren je-

weiligen inneren g e i s t i g e n Voraussetzungen jeweils auch jene

b i o l o g i s c h e n , die in dem Vorgefundenen organischen Erb-

stoff gegeben sind. Gerade daraus folgt dann, daß die Rassenverän-

derung der Geistesveränderung nachfolgt, nicht umgekehrt die Gei-

stesveränderung der Rasse, wie Gobineau und seine Schulen behaup-

ten. Ohne daß die Eigengesetzlichkeit des organischen Erbstoffes

angetastet würde, bleibt der Vorrang des Geistes in der Geschichte

gewahrt.