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223

s t e m a t i s c h e

d e r

g a n z h e i t l i c h e n

A u s g l i e d e r u n g ,

s e t z t

d i e d u r c h g ä n g i g e B e s t i m m t h e i t d u r c h d i e j e w e i l s h ö h e -

r e n S t u f e n v o r a u s .

/

Indem aber Ausgliederung vor Umgliederung ist, ist auch Theo-

rie vor Geschichte.

Und tatsächlich sehen wir überall, daß Geschichtsschreibung nicht

möglich ist ohne Erkenntnis der Ganzheiten in ihren Ausgliederungs-

zusammenhängen, das heißt ohne Voraussetzung der Allgemein-

begriffe, der Theorie. Solange der Geschichtsschreiber nicht weiß, daß

es Staaten sind, die sich in Krieg und Frieden wandeln, daß Religion,

Sittlichkeit, Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft, Volkstum in allen die-

sen Veränderungen die großen geistigen Wirklichkeiten der Ge-

schichte sind, deren Entfaltung vor sich geht, schreibt er auch keine

Geschichte. Er erzählt höchstens Geschichten — selbst diese nicht

ohne Allgemeinbegriffe. Von den Geschichten zur Geschichte führt

der Weg nur durch die Erkenntnis der Ganzheiten, ihrer Systema-

tik, ihres Gliederbaues — durch die Theorie. Diese muß ja aller-

dings zu diesem Zwecke nicht immer hoch ausgebildet sein, aber

sie muß doch das Grundsätzliche beisteuern.

Z u s a t z ü b e r d e n g e s c h i c h t l i c h e n P o s i t i v i s m u s

Die Geschichte soll sagen, „wie es gewesen ist“. Dies große Wort

Rankes wird heute rein positivistisch verstanden, es wird nach Art

des induktiven Verfahrens verstanden, als ob die geschichtlichen

Ereignisse Kieselsteine zum Greifen, Wägen, Messen wären! Hier

beginnt schon der Kampf gegen den Positivismus. Die Geschichte

kann nie sagen, „wie es eigentlich gewesen“ ist, wenn sie nicht den

Gehalt des „Gewesenen“ erkennt. Welches ist aber dieser Gehalt?

— jener an Gesellschafts-, Geistes-, Kulturleben, der G a n z h e i t s -

g e h a l t d e r E r e i g n i s s e !

Handelt es sich bei der Schätzung einer Schlacht, eines Staates,

eines Völkerzuges, einer Religionsstiftung, einer Kunstschule —

etwa um sinnliche Eindrücke des Pulverdampfes und Kanonen-

donners, des Staatsmannes, der örtlichen Völkerbewegung, der Aus-

maße eines Kunstwerkes und dergleichen, handelt es sich um die

sinnlichen Eindrücke der Augen, Ohren, Hände? Gewiß nicht. Man

brauchte auch über die Möglichkeit einer solchen sinnlichen Schil-