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Die Natur des Geistes als Selbstvertiefung zeigt sich auch im

Wesen des Handelns. Jede Handlung ist eine Darstellung, eine Ver-

äußerlichung eines Innerlichen und vergeht daher. Die Handlung

vergeht, aber die Frucht bleibt im Inneren des Geistes. Nach der Voll-

bringung der rechten Tat bleibt ein gesammelteres, gestärktes In-

neres zurück. Der Geist vermag nach der Tat wieder in das Innere

zurückzukehren. Vom äußeren Tun geht sein Weg wieder zur in-

neren Versenkung, Schauung, die nunmehr von einem gestärkten

Geiste vollbracht werden kann (da die Frucht der früheren Schauung

und Handlung schon gewonnen ist). — Zum gleichen Ergebnis

führt die Erwägung, daß jede Handlung nicht nur die Richtung

nach außenhin hat (nämlich als Äußerung eines Inneren), sondern

insofern zugleich eine Richtung nach innenhin annimmt, als sie in-

folge der Gezweiung eine Mitteilung an die anderen Wesen in sich

schließt. Jedes Werk verwirklicht sich nicht nur als ein äußeres, son-

dern verwirklicht sich auch im andern Menschen und verbleibt über-

dies der Frucht nach im Wirkenden selbst.

Schöpfertum, innere Steigerung der schöpferischen Kraft, das ist

cs, was wir an den Lebensäußerungen des Geistes überall finden. So-

lange der Geist seinem eigensten Wesen treu bleibt, verläßt ihn seine

Unerschöpflichkeit nicht. Erst Abirrung und Unvollkommenheit,

am meisten aber innere Untätigkeit, innere Trägheit, macht ihn

stocken.

Hält man das Wesen des Geistes als das Schöpferische fest, so

folgt daraus, daß sein Gang nicht nach mechanischen Begriffen er-

klärt werden kann. Nicht nach dem Begriffe des Lebensablaufes eines

körperlichen Organismus, der den Geist von der erreichten Höhe

aus äußeren Gründen wieder herabstürzen will; noch auch nach dem

des Fortschrittes, der von äußerer Anhäufung, Summierung, Ver-

größerung hergenommen ist und so das Einfache und / Kleine zum

Vielfältigen und Großen anwachsen läßt. Es ist dem Wesen des Seins

überhaupt, am meisten dem Wesen des Geistes, zuwider, aus dem

Niederen das Hohe abzuleiten. Das Hohe kommt niemals aus dem

Niederen, es kommt von sich selber her. Und eben davon zeugt der

Geist — durch Schöpfertum! Der innere Gang des Geistes kann nur

darin bestehen, sich schöpferisch seine eigene Gestalt zu erwirken.

Was will aber damit gesagt sein?