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schwinglich. Sich selbst zu erreichen, ist des Geistes höchstes Ziel.
Der Geist lebt in sich, sein Grund ist von unmeßbarer Tiefe, wozu
bedarf er des „Fortschrittes“?
B.
Die Geschichte als Lebensablauf eines körperlichen Organismus
Dem Fortschrittsgedanken trat in letzter Zeit immer mehr ein
anderer zur Seite, den wir als Begriff der Lebensmechanik oder des
wachstümlichen Lebensablaufes bezeichnen können.
Schon bei den ältesten Denkern finden sich Vergleiche des Le-
bens der menschlichen Gemeinschaften mit dem der körperlichen
Organismen. Jugend, Reife, Alter und Tod sollen danach den Gang
der Völker, Staaten und Kulturen bezeichnen. Zuletzt hat Os-
w a l d S p e n g l e r diese Betrachtungsweise wieder aufgenommen
und durch seine „Kulturparallelen“ auf eine bisher nicht gekannte
Höhe, allerdings auch Paradoxie, geführt. Als sein wichtigster un-
mittelbarer Vorgänger kann wohl Ernst von Lasaulx betrachtet
werden, der in seinem „Neuen Versuch einer Philosophie der Ge-
schichte“ den physiologisch-organischen Vergleich ernsthaft erör-
terte und in Einzelheiten durchführte
1
.
Der Lehrbegriff des wachstümlichen Lebenslaufes hat enge Ver-
wandtschaft mit dem Fortschrittsbegriffe durch das Mechanische, das
Naturalistische, von dem er ausgeht. An sich liegt das Sterben be-
kanntlich nicht im Begriffe des Lebens selbst. Das Lebendige geht
nicht unter, wie Zellteilung und geschlechtliche Fortpflanzung lehren
und in der Biologie besonders seit Weismann immer wieder hervor-
gehoben wird. Der wachstümliche Lebensgang der Organismen, wie
er in Geburt, Blüte, Reife, Alter, Tod beschlossen liegt, hat daher
seine Ursache nicht im Lebendigen als solchem, sondern in der be-
stimmten Stofflichkeit des physiologischen Körpers, in der Gebun-
denheit des Lebens an die Naturursächlichkeit, an Naturmechani-
sches. Durch dieses naturalistische Merkmal erhält die Lehre von den
Lebensstufen der Völker und Kulturen zuletzt ein ebenso mecha-
nistisches Gepräge wie die Lehre vom / Fortschritte. Sie ist nur be-
1
Ernst von Lasaulx: Neuer Versuch einer Philosophie der Geschichte, Regens-
burg 1856, S. 28 ff., 139 ff., 153 ff. und öfters.
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