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meine Gefühle der Pflichtergebenheit an den Tag zu legen. Ich danke Dir, daß
Du die Kundgebung angenommen hast. Ehrenvoll ist Dein großer Name. Mit
Ehrfurcht breiten wir diese Edelsteine und Seidenstoffe aus, und wie Schwalben,
die sich des Frühlings freuen, preisen wir die Fülle Deiner Liebe.“
M u h a m m e d a n i s c h e s G l a u b e n s b e k e n n t n i s
Koran, II, 255—256:
„Oh, ihr Gläubigen! Gebt von demjenigen, was wir euch zu eurem Unter-
halte verliehen haben, ehe der Jüngste Tag erscheint. An diesem Tage wird kein
Handel, keine Freundschaft, keine Fürbitte stattfinden. Die Ungläubigen sind
boshafte Leute.
Gott ist Gott. Es ist sonst kein Gott wie er! Der Alliebende, der Allselbstän-
dige ist er! Kein Schlaf überfällt ihn und kein Schlummer nimmt ihn ein. Sein
ist, was in dem Himmel und auf der Erde ist. Wer kann bei ihm eine Fürbitte
einlegen, ohne daß er es erlaubte? Das Vergangene und das Zukünftige weiß er.
Die Menschen können von ihm nichts wissen, als was er will, daß sie von ihm
wissen sollen. Sein Thron ist über Himmel und Erde ausgedehnt und die Er-
haltung beider vollzieht er ohne Beschwerde. Der Höchste ist er. Der Mäch-
tigste ist er.“
Max Müller bemerkt zu dieser Sammlung von Gebeten: „Ich gestehe, daß
mir das Herz vor Freude höher schlägt, wenn ich auf solche Äußerungen in den
heiligen Büchern des Ostens stoße. Eine plötzliche Helle scheint sich über die
dunkelsten Teile der Erde zu verbreiten. Wir erfahren, daß keine menschliche
Seele je ganz vergessen ward, und daß es keine Wolken des Aberglaubens gibt,
durch welche die Strahlen ewiger Wahrheit nicht hindurchdringen können
1
.“
Diese Zusammenstellung Max Müllers ließe sich leicht vermehren. Friedrich
Heiler gab in seinem Werk „Das Gebet“ auch Proben und Kennzeichnungen für
„das naive Beten des primitiven Menschen“
2
, ferner für die antiken Hymnen
3
,
für die „Durchdringung des ganzen (antiken) Lebens durch den Opfer- und
Gebetkult“
4
und besonders für „das Gebet in der individuellen Frömmigkeit der
großen religiösen Persönlichkeiten“
5
.
/
Wir fügen der Sammlung Max Müllers nur noch ein Gebet E c h n a t o n s
(Amenophis IV), des ältesten Religionsstifters der Geschichte, des großen reli-
giösen Reformators und Pharaos Ägyptens (von 1375—1358 v. Chr.) hinzu. Von
ihm sagt Arthur Weigall: „Gleich einem Größeren als er lehrte Echnaton seine
Schüler ihren Schöpfer anzureden als .Vater, der Du bist im Himmel'“
6
, von
welchem es in dem großen Atonhymnus heißt:
1
Friedrich Max Müller: Theosophie, deutsch von Moritz Winternitz, Leip-
zig 1895, S. 22.
2
Friedrich Heiler: Das Gebet, Eine religionsgeschichtliche und religionspsycho-
logische Untersuchung, 5. Aufl., München 1923, S. 38—132.
3
Friedrich Heiler: Das Gebet, 5. Aufl., München 1923, S. 161 ff.
4
Friedrich Heiler: Das Gebet….., S. 193 ff.
5
Friedrich Heiler: Das Gebet……, S. 220—407.
6
Arthur Weigall: Echnaton, deutsch von Hermann Kees, Basel 1923, S. 68.