276
[251/252]
welche der Tote seiner Leiblichkeit nach in himmlisches Feuer ver-
wandelt wird
1
.
Das altarische Opfer hat also nach Hertel Feuernatur. Auch die
Seligen sind Feuerwesen, „personifizierte Feuer“
2
. Daraus ergibt sich,
sagt Hertel, „daß die indogermanische Religion eine ausgesprochene
Lichtreligion war“
3
, also, fügen wir hinzu, eine Religion aus mysti-
scher Quelle.
Wo neben dem Feuer auch blutige Opfer bestanden, beweist uns das
das Vorhandensein einer niederen Schicht der Frömmigkeit, beweist
jedenfalls, wie mächtig der Bestand einer gesunkenen Magie in den
indogermanischen Religionen trotz der Mystik war. Man ist ver-
sucht, daraus auf eine Kulturmischung und wohl auch auf eine Ras-
senmischung schon in frühesten Zeiten der Indogermanen zu schlie-
ßen
4
.
Zur Lehre von den Kultformen gehört auch, was früher über Entsprechungen
und Ritualismus
5 6
, über esoterisch und exoterisch
6
über Gesichte, Träume, Heil-
wissen und dergleichen, ferner über mittelbare Auswirkung magischer Anschau-
ungen, über Tabu, Herrscherkult und anderes gesagt wurde.
III. Das Gebet
Das Gebet entfernt sich, je innerlicher und unmittelbarer es ist,
um so mehr von allem Äußerlichen, den Entsprechungen, Sinnbil-
dern und Veranstaltungen in Opfer, Liturgie und Ritual.
Das Gebet der m y s t i s c h e n F r ö m m i g k e i t strebt die
Erhebung zu Gott und die Teilnahme am innergöttlichen Leben an,
ein hohes Ziel, das nur erleuchteten Geistern zu erreichen gegönnt
ist. Jedoch wird auch der Mystiker für sich und andere Menschen
Bitten und Wünsche aussprechen, wodurch sich sein Gebet der
s c h l i c h t e n F r ö m m i g k e i t , welche um Güter des Lebens
bittet, nähert. Jedes geängstigte menschliche Herz bringt sein An-
liegen vor Gott und bittet um Besonderstes. Denn „das Himmel-
reich leidet Gewalt“. Es muß aber wirklich eine / Gewalt sein, das
1
Vgl. Johannes Hertel: Die arische Feuerlehre, Teil 1, Leipzig 1925, S. 17, 98
und 166.
2
Johannes Hertel: Die arische Feuerlehre, . . . , Seite 19.
3
Johannes Hertel: Die arische Feuerlehre, . . ., S. 9.
4
Über Licht und Feuer vgl. auch oben S. 83 f. und S. 131 ff.
5
Siehe oben S. 157 ff. und 178 ff.
6
Siehe oben S. 234 ff.