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Analogie zu sprechen, ist der Gedanke logisch vor dem Wort — so

auch bei Gott. Denn das Wort muß ja auch von / Gott gedacht wer-

den. Also ist es der r e l a t i v o b j e k t i v i e r t e Gedanke Got-

tes; also ist es in diesem Sinn auch selbst etwas! Und zwar ist es als

Schöpfergedanke Gottes zugleich der Inbegriff der in ihm liegenden,

relativ objektivierten Ideenwelt (Idee im platonischen Sinn), der In-

begriff aller schaffenden Kraft Gottes.

Verstehen wir Gott als Person, dann auch seine relativ selbstän-

dige innere Welt: auch das Wort ist Person (wie denn auch schon

Platons Ideen zweifellos — im „Sophistes“ unter anderem — per-

sönlich zu fassen waren).

Und weiter. Als Inbegriff der Schöpfergedanken Gottes ist das

Wort in Gott zugleich: das schaffende und tragende Prinzip der

Welt. Hierin liegt der Übergang von der i n n e r g ö t t l i c h e n

Ideenwelt zur a u ß e r g ö t t l i c h e n , geschaffenen Welt. Not-

wendig und folgerichtig heißt es daher weiter (1,3): „ A l l e

D i n g e s i n d d u r c h d a s s e l b e g e m a c h t u n d o h n e

d a s s e l b e i s t n i c h t s g e m a c h t , w a s g e m a c h t ist.“

Es liegt aber noch mehr in diesem Übergang. Während Gott an

sich unerkennbar wäre, ist das Schöpfungswort zugleich Offen-

barungsprinzip: Es gibt dem M e n s c h e n L i c h t u n d d e n

D i n g e n L e b e n .

Von den Dingen gilt: Die im Wort befaßten Schöpfergedanken

oder Ideen geben den Dingen ihr S e i n , u n d s i e l e b e n auch

in den Dingen. Daher fährt 1,4 fort: „In ihm ( d e m W o r t )

w a r d a s L e b e n.“ Das Wort gibt Sein und Leben, es wird da-

her mit Recht das Leben der Dinge genannt (von denen ja vorher

gesagt war „Alle D i n g e sind durch das Wort gemacht“).

Der Mensch jedoch ist kein Ding. Er hat Bewußtsein, Erkennt-

nis, in ihm erhebt sich das Leben zur Vernunft. Vernunft aber weiß

sich selber, sie leuchtet damit sich selber, wird zum Licht. Daher

heißt es (1,4) weiter: „ . . . u n d d a s L e b e n w a r d a s L i c h t

d e r M e n s c h e n “ , sowie später 9, 10: „ D a s (das Wort) war

das w a h r h a f t i g e L i c h t , w e l c h e s a l l e M e n s c h e n

e r l e u c h t e t , d i e i n d i e s e W e l t k o m m e n . E s w a r i n

d e r W e l t u n d d i e W e l t i s t d u r c h d a s s e l b e g e -

m a c h t . . . “