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magische Element ist für die Konkretisierung und den Reichtum der

Religion nicht völlig entbehrlich. Die Religion darf nicht zu einem

bloß abstrakten Monotheismus werden, dann wäre sie Philoso-

phie“

1

. Daher „die von abstrakt-monotheistischen Religionen un-

erreichbare Konkretheit und Lebensnahe der göttlichen Mächte. In

dieser liegt eine unvergleichliche Stärke jeder mythologischen Reli-

gion als unmittelbarer L e b e n s m a c h t

2

.

„So hat das gesamte

Heidentum“ — also die vorwiegend magiedurchwalteten Religionen

— „ein wahres Janusgesicht: das eine zeigt ins Transzendente, die

Beseelung, Vergöttlichung der Gemeinschaft, der Natur —, alles ist

von Göttern erfüllt“ (wie Thaies sagte): das andere zeigt ins Dämo-

nische, Düstere, Unheimliche, Abgründige und verlangt Blut, Mel-

dung (Tabuierung), Sühne“

3

. „ D i e W a h r h e i t d e r R e l i -

g i o n e n h a t e s a n s i c h , d a ß s i e d u r c h a n d e r e

R e l i g i o n e n n i c h t s o s e h r w i d e r l e g t , a l s v i e l -

m e h r ü b e r h ö h t w e r d e n . So überhöht auch das Christen-

tum den Polytheismus, befaßt ihn in sich, läßt ihn aber in Schwebe,

setzt ihn in seinen Gefahren und Mißbräuchen außer Kraft“

4

.

Außer Mystik und Magie gibt es noch eine dritte Quelle der Re-

ligion: „Mit dem, was sich aus Mystik und Magie an Religion und

ihrer konkreten Verwirklichung ergibt, ist der Tiefe der großen

Religion nicht Genüge getan. Der Entstehung der großen Religionen

liegt ein unerforschliches G e h e i m n i s zugrunde. In den dunkel-

sten Tiefen des religiösen Lebens der Menschheit wirkt Gott. Keine

Religion entsteht ohne Einfluß von oben, ohne Offenbarung“

5

. „Das

Transzendente wirkt als Offenbarung in die Geschichte herein“

6

; als

deren vorzüglicher Weg aber erweisen sich die mystischen und ek-

statischen Zustände selbst, jene der Religionsstifter oder der Stifter

neuer religiöser Richtungen. Da man aber „weder nach der Indivi-

dualität noch auch nach den verschiedenen Kulturzuständen als

ihren Ausgangspunkten die Religionsstifter gleichstellen kann“

7

, er-

1

Siehe oben S. 250 f.

2

Siehe oben S. 331.

3

Siehe oben S. 334.

4

Siehe oben S. 334 f.

5

Siehe oben S. 287.

6

Sieheoben S. 303.

7

Sieheoben S. 291.

28 Spann, Religionsphilosophie