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ß e r A n h a n g d e r P o l y t h e i s m u s e r s c h e i n t “
1
. „Auf
dem Grunde jedes Polytheismus bleibt der Monotheismus stets er-
halten“
2
; ja noch mehr: „Am Anfang kann nur eine monotheistische
Urmystik gestanden haben, denn alles Magische ... war damals noch
latent, wie aus dem Begriffe der mystischen Rückverbundenheit
folgt“
3
. „Jede Religion, die unter dem Niveau der Mystik steht,
müsse gesunkenes Kulturgut sein“
4
. „Was von der Religion gilt, gilt
auch von allen anderen geistigen Grundgestalten der Kultur. Wir
behaupten: die Urkultur war zuerst eine mystische, dann eine ma-
gische“
5
.
Aber nicht nur der Begriff des Stufenbaues bietet nebst der reli-
giösen Kategorienlehre einen Schlüssel zum Verständnis der Mytho-
logien, sondern auch jener der von Spann sogenannten „vielfachen
Gliedhaftigkeit“: Von dieser Kategorie aus leuchten die vielfachen
Verrichtungen, Ämter, Eigenschaften und Wirksamkeiten der Göt-
ter ein. So, wenn der Gott der mystisch-magischen Ekstase zugleich
der Gott der Toten, des Lichtes, des Himmels, der Sonne, des
Feuers, des Weges, wenn er zugleich oberster Gott, Kriegsgott und
Schöpfergott ist (z. B. Wotan, Soma oder Indu, Hermes). „Diese
scheinbar überbunte und widerspruchsvolle Liste von Eigenschaften
erhellt sich durch die grundsätzliche Erklärung aus der mystischen
Ekstase, dem Stufenbau und der vielfachen Gliedhaftigkeit aufs ein-
fachste“
6
.
Die religiöse Kategorie aus der Magie ist dann die unmittelbare
Wirkensmacht des Geistes, die wesentlich als Wunder in Erscheinung
tritt
7
.
So zeigt sich überall in den geschichtlichen Religionen, auch in den
höchsten, eine Verschlingung mystischer und magischer Elemente,
die beide ihren Beitrag zum Realen und Konkreten der Religionen
beisteuern: So ruht, wie wir sahen, am Grunde aller polytheistischen
Religionen ein monotheistisch-mystisches Element; aber auch „das
1
Siehe oben S. 212.
2
Siehe oben S. 262.
3
Siehe oben S. 352.
4
Siehe oben S. 353.
5
Siehe oben S. 354.
6
Siehe oben S. 227.
7
Siehe oben S. 253 f.