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stentums. Wenn man den Nachweis „der Einen Religiosität in den

vielen Religionen“

1

, den Nachweis der gleichen religiösen Katego-

rien als „des Urgedankens aller Religionen“

2

, den Nachweis der

gleichen Urquellen — Mystik, Magie und Offenbarung — für alle

Religionen als eine Relativierung des Christentums betrachtet, geht

man zu weit und übersieht das Entscheidende: Hier wird Ernst ge-

macht mit dem Gedanken: daß die Wahrheit der Religionen es an

sich habe, daß sie durch andere Religionen nicht so sehr widerlegt

als vielmehr überhöht werde. Dieser Begriff der Überhöhung über-

windet die Relativierung, ja die in der Religionsphilosophie Spanns

erstmalig entwickelte Morphologie der Religion enthält ja gerade

den Schlüssel zur Überwindung des Relativismus. Bei Anwendung

dieses seines Rüstzeuges kommt Spann am Schlusse seines Werkes

zu dem Ergebnis: „Je gründlicher man andere Religionen studiert

und ihre Verfinsterung durch Verstrickung im Naturhaften ei--

kennt, um so heller strahlt das Licht des Christentums. Schon bei

seinem Auftreten unterscheidet es sich von allen bisherigen Reli-

gionen durch die weltgeschichtliche Wendung, die es anbahnt. An

keine Religion knüpft sich ein entfernt ähnlicher Umschwung wie

an die christliche“

3

. „Man wende nicht ein, daß die Mystik der In-

der, Chinesen, Griechen, Neuplatoniker, Sufiten dasselbe geleistet

hätte. Gewiß, sie war großenteils dazu gerüstet. Aber die Geschichte

lehrt unleugbar: Jene Mystik leistete in ihrer Wirkung auf die Reli-

gion nicht dasselbe wie das Christentum“

4

.

Wenn man den Weg Spanns nachgewandert ist, wenn man das

Große in gespannter Sammlung nachgedacht hat, was das Werk

Spanns vorführt — trotz der Bescheidenheit, mit der er seine Auf-

gabe umreißt: „Die Zugänge zur Religion durch Rückgang auf ihre

ewigen Quellen freizulegen“

5

—; kann man sich dem Urteile Man-

fred Schröters, eines der ersten Schelling-Forscher unserer Tage, an-

schließen, wenn er schreibt: „Hier ist erfüllt — zum ersten Male in

der Welt, was Schellings ,Philosophie der Mythologie' versprach

aber noch nicht vermochte — die Gesamtheit der Religion aus letz-

1

Siehe oben S. 325.

2

Siehe oben S. 324.

3

Siehe oben S. 367.

4

Siehe oben S. 400.

5

Siehe oben S. 406.