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Vorwort

Wir haben an der Weisheit Meister Eckeharts einen noch ungeho-

benen Schatz, einen Schatz, welcher der orientalischen Mystik, auch

dem der altindischen Upanischaden, an Größe nicht nachsteht. Schon

seit mehr als einem Menschenalter sehen wir den Einfluß der orien-

talischen Mystik im Wachsen. Sollte es da nicht an der Zeit sein, uns

auch den größten Mystiker des Abendlandes, den „weisen Meister

Eckehart“, nahezubringen?

Aber noch stärkere Gründe drängen uns, uns einen Halt in der

Zerrüttung unserer Zeit zu suchen.

Wer in der Geistesgeschichte bewandert ist, dessen Blick kehrt bei

Betrachtung der Nöte unserer Zeit immer wieder zu jenem ersten

Wendepunkt zurück, von dem diese Nöte ausgingen, zum Übergange

vom Mittelalter zur Neuzeit, zum Nominalismus, als dem ersten

Anfange von Empirismus und Materialismus.

Meister Eckehart gilt nun als eine Gestalt, welche diesen Über-

gang mit einleitete. Mit Unrecht! Als Mystiker war er im Gegen-

teile darauf bedacht, einzig die lauteren und erhaltenden Kräfte der

Gemeinschaft zu stärken.

Denn die Bestimmung der Mystik ist es, den Menschen schon in

seinem natürlichen Dasein etwas von Übernatur ahnen, ja verkosten

zu lassen. Damit kommt Glück und Glanz in sein Inneres. Jene un-

metaphysischen Richtungen dagegen machen das Leben des Men-

schen sinnlos, leer und unglücklich (woraus dann die gesellschaft-

lichen Kämpfe sich ergeben). Das unglückliche Bewußtsein, welches

in den letzten hundert Jahren durch die Namen: Schopenhauer,

Nietzsche, Kierkegaard, um nur diese zu nennen, bezeichnet ist,

drückt unserer ganzen Kultur, so auch der heutigen Kunst, seinen

Stempel auf.

Darum ist kein Zug unserer Tage so tief gewurzelt als die Sehn-

sucht nach jenem vollkommenen Urzustande der Seele, jener gol-