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Eckeharts heute kaum erfaßt werden; wohl aber, so dünkt uns, vom

Begrifflichen her. Diese Vermittlung durch das Begriffliche ist es,

was wir in den folgenden Blättern anstreben. Notwendig verlangt

ja der neuzeitliche, durch das Zeitalter des Rationalismus hindurch-

gegangene Mensch die Begründung einer Philosophie aus Begriffs-

zusammenhängen. Erst das G a n z e e i n e s B e g r i f f s g e -

b ä u d e s macht ihm eine Philosophie zugänglich und einleuch-

tend.

Meister Eckehart selbst gab keine begrifflich zusammenhängende

Darstellung seiner Lehre. Es ist die Art des Mystikers nicht, sich in

begrifflichen Entfaltungen und Begründungen zu ergehen. Den My-

stiker drängt es stets, unmittelbar aufs Ganze zu gehen, alles wo-

möglich auf einmal auszusprechen. Denn er will zum mystischen

Erlebnisse selbst hinführen, alles andere steht ihm in der Ferne.

Damit ist aber nicht gesagt, daß der mystischen Lehre des Mei-

sters die Begriffszusammenhänge fehlten. Im Gegenteile, sie sind

vorhanden und treten immer wieder zutage, wie sich erweisen wird;

doch wollen sie aufgesucht und verbunden werden. Eckehart war

nicht nur ein großer Mystiker, ein Erleber, er war auch ein durch-

dringender Denker. Darum gilt es nur, seine Lehrbegriffe nach sei-

nen Hinweisen zu bestimmen und in ihren begriffsbaulichen Glied-

haftigkeiten zu erkennen.