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den überindividuellen Ganzheiten. Alle Pferde, alle Säugetiere haben
die gleichen Organsysteme.
2. Leistung, Rang, Entsprechung
G l i e d s e i n h e i ß t l e i s t e n ! Es ist geradezu dessen
Definition, denn in seiner Leistung für das Ganze liegt ja überhaupt
der Sinn jedes Gliedes; die Kategorie der L e i s t u n g beinhaltet
den Königsgedanken der Ganzheitslehre; sie ist die Wesenskategorie
der Wirtschaft; man kann sie als die fruchtbarste Mitgift bezeichnen,
die Spann aus der Volkswirtschaftslehre in die Philosophie einge-
bracht hat. Leisten heißt schaffen, lebendig sein; leisten heißt für
e t w a s leisten, seinen Teil beitragen an einer Gesamtleistung, die
von einer Mehrzahl von Gliedern erbracht wird, deren Wirken daher
aufeinander abgestimmt sein muß, die darum einander entsprechen
müssen.
Aus dem Begriffe der Leistung, und zwar des Gliedes und des Mit-
Gliedes, ergibt sich wesensgemäß und aus innerer Folgerichtigkeit
die Weise der E n t s p r e c h u n g . Nur durch g e n a u e Ent-
sprechung aller Glieder untereinander und gegenüber der Ganzheit
ist diese gesund. Wenn ein Glied sich ändert, ändert sich das Ganze
und ändern sich zur Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts
auch die anderen Glieder. E n t s p r e c h u n g ist die Gegen-
kategorie gegen die mechanische K a u s a l i t ä t , die von der
Fiktion des „ceteris paribus“ ausgeht und die in der Naturwissen-
schaft und Technik, in deren Bereichen diese Unterstellung erlaubt
ist (!), außergewöhnliche Erfolge aufzuweisen hat, doch fälschlicher-
weise auf die Welt des Geistes und der organischen Natur übertragen
wird. Kausalität widerspricht daher keinesfalls rundweg der Weise der
Entsprechung, sie ist deren extremer Sonderfall: dort anwendbar, wo
es sich um Glieder so entfernter innerer Zusammenhänge handelt,
daß die Glieder in ihrer gegenseitigen Entsprechung von der Verände-
rung eines so entfernten anderen Gliedes nicht mehr berührt werden,
sei es nun in der anorganischen Natur (wo es die Regel ist), sei es
aber auch in der organischen Natur oder in der Welt des Geistes. Wie
empfindlich aber ein Organismus sein kann und auf die kleinste