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Einzelnen das Ganze; aus dem Unvollkommenen das Vollkommene“

(Bd 20, 140).

Ein faszinierendes tiefes Buch, ein Gespräch aus der Erfahrung

der Transzendenz und der Grenze des Geistes im Angesicht des

Todes!

Der moderne Mensch ringt immer wieder um den Sinn, er sucht

einen Halt, er braucht eine Orientierung hiezu, die ihm die Technik

und die moderne Naturwissenschaft nicht geben können. Hier

gibt ihm Spann ein Angebot, das zudem in seiner klaren, verständ-

lichen Sprache jedem zugänglich wird, der sich darum bemüht.

Ebenso wie andere Versuche in der Geschichte der Philosophie

hat auch Spann ein wenig den Schleier gelüftet, der über dem Ge-

heimnis der Religion hegt. Aber auch für seine Bemühungen gelten

die Worte Hegels am Ende seiner „Vorlesungen über die Philosophie

der Religion“: „Die, welche es der Philosophie verargen, daß sie

die Religion denkt, wissen nicht, was sie verlangen. Der Haß und die

Eitelkeit sind dabei zugleich im Spiel unter dem äußeren Schein der

Demuth; die wahre Demuth besteht darin, den Geist in die Wahrheit

zu versenken, in das Innerste, den Gegenstand allein nur an sich zu

haben, so verschwindet alles Subjective, das noch im Empfinden

vorhanden ist. — Wir haben die Idee rein speculativ zu betrachten

und sie gegen den Verstand zu rechtfertigen, gegen ihn, der sich

gegen allen Inhalt der Religion überhaupt empört. Dieser Inhalt

heißt Mysterium, weil er dem Verstande ein Verborgenes ist, denn

er kommt nicht zu dem Prozeß, der diese Einheit ist: daher ist alles

Speculative dem Verstande ein Mysterium!“

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Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Stutt-

gart 1959 (= Sämtliche Werke, Bd 15), S. 552 f.