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Spann nach einem kurzen Abriß über die Geschichte der idealisti-

schen Kunstphilosophie und deren Gegenüberstellung zur empiristi-

schen dem Begriff des Schönen zu und entwickelt diesen. Zunächst

wird auf die Bewußtseinsinhalte Religion, Liebe, Eingebung, Wissen,

Gestaltung sowie auf das Wollen und Handeln als Aktuierung der

vorgenannten Bewußtseinsinhalte verwiesen und sodann die für die

Kunstphilosophie wesentlichen ganzheitlichen Kategorien dar-

gelegt: Ausgliederung mit Ebenbildlichkeit, Stufenbau und Teil-

inhalten, sodann Rang, Leistung, Entsprechung, Vollkommenheit

und Unvollkommenheit und schließlich als die hier wie überall

im Gesamtwerke Spanns tragende ganzheitliche Kategorie die Rück-

verbundenheit, welche allerdings dann mißverstanden wird, wenn sie

nur — was leider oft genug geschah und geschieht — als nachträgliche

Klammer erscheint (Bd 19, 44 ff.). In Wahrheit verharrt alles Ausge-

gliederte zugleich in seinem Ausgliedernden. Es bleibt als primäres

und führendes Faktum bestehen und ist demnach die führende Kate-

gorie schlechthin.

Der große Wurf der Kunstphilosophie liegt zweifellos in diesem

Versuche der Bestimmung des Schönen. Seine Essentiale sind Ein-

gebung, Gestaltung und Rückverbundenheit, ergänzt um die Eben-

bildlichkeit der Gestaltung und die Unmittelbarkeit des Kundgebens.

Die Eingebung ist nach Spann nur nach der Ideenwelt im platoni-

schen Sinne zu erklären (Bd 19, 53). Diese Welt ist die Fülle der

Mächte, die das Leben und sie selbst gestalten. Unter Bezugnahme

auf den Ausspruch des Aristoteles, der Mensch sei gleichsam alle

Dinge, gilt der menschliche Geist mithin als jenes Movens, welches

der Möglichkeit nach alle Ideen in sich trägt. Die Eingebung ist der

schaffende Grund unseres Geistes. Während im Zuge der Eingebung

der Geist und sein Gegenstand noch eins sind, erzeugt der Künstler

den inneren Gegenstand des Dinges als Eingebung in sich selbst,

woraus die Schönheit stammt. Er überhöht hiebei seine Subjektivität

und nimmt die Übersubjektivität in sich hinein (Bd 19, 81 f.). Daher

ist alle Kunst Sehertum. Je stärker es dem Künstler gelingt, die

Eingebung in seinem Werke sichtbar zu machen, umso vollkommener

wird es sein; je weniger dies der Fall ist, umso mehr wird die Ver-

wirklichung der Eingebung enttäuschen.

Dabei hat die Ausführung in den verschiedenen Künsten eine unter-