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obgleich es neue Wege geht, zuletzt nichts eigentlich Neues sagen, es
will im Grunde nur die alte Wahrheit über Wesen und Begriff der
Wirtschaft, wie sie im materialistisch unverdorbenen Wissen von je
lebendig war, wieder herstellen und ihr ihre strenge Gestalt im
Verfahren und in der Verfahrenlehre geben.
W i e n , am 1. Oktober 1922
Othmar Spann
Vorwort zur zweiten Auflage
Zwei Einwände sind es namentlich, die gegen dieses Buch gemacht
wurden, daß es schwer verständlich und daß der Gegensatz
Individualismus—Universalismus, auf den es gegründet ist, kein
notwendiger Gegensatz sei, sondern ein Scheingegensatz, gleichsam
eine unechte Gattung, oder bestenfalls nur ein politischer, ein
Weltanschauungsgegensatz.
Wie berechtigt der Vorwurf der Schwerverständlichkeit ist, fühle
ich selbst am besten. Ich habe das ganze Buch daraufhin
durchgearbeitet und hoffe, einiges gebessert zu haben. Vor allem wird
aber meine Wiener Antrittsrede, indem sie einen Überblick über das
Ganze meines Standpunktes gibt, als Einführung dienen können,
weshalb ich sie als Anhang dem Buche anfügte.
Freilich kann ich mit all dem nicht hoffen, die eigentlichen
Schwierigkeiten, die das Buch dem heutigen volkswirtschaftlichen
Leser bietet, aus demWege geräumt zu haben. Bei dem Unternehmen,
das ich mir vorgesetzt hatte, war ein weites Ausholen, das auf
schwierige Gebiete führte, nötig. Denn es galt, die
Volkswirtschaftslehre aus der rohen Auffassung und Begriffsform
einer Kausalwissenschaft herauszuheben und sie als Wissenschaft von
ganz anderer begrifflicher Natur, nämlich als eine reine
Zweckwissenschaft, zu begründen, als eine Wissenschaft, welche die
Zweckbeziehung ihrer Elemente zueinander als das einzig
Wesentliche und Unterscheidende in ihrem Gegenstande ansieht. Es
ist das Sinn- voll-sich-Verhaltende, das als Mittel zum Ziele, als
niederer zum höheren Zweck Sichverhaltende, was in aller Wirtschaft
uns / entgegentritt — nicht das Mechanische, nicht „Gütermengen“,
nicht „Quantitätsverhältnisse“, nicht Anziehung und Abstoßung von