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heiten oder Urqualitäten in ihrer eigenen Tat verräumlichen“, stellt
er im „Schöpfungsgang des Geistes“ fest (Bd 10, 324 f.). Verräum-
lichung ist ihm auch Vorstofflichung. Geist kann sich nicht ver-
räumlichen, er denkt und lebt, aber er hat keinen Raumbezug in sich.
Ein deutlicheres Erfassen der vorstofflichen Mächte ist uns ver-
sagt, sie sind Ganzheiten, die in ihren Taten (Ausgliederungen) in
Erscheinung treten und nur aus ihnen erschlossen werden können.
Wir müssen sie annehmen, denn „wer das Stoffliche begreifen will,
muß mit jener Ansicht, die in der stofflichen Natur ein Erstes und
damit ein Totes und damit in ihren Vorgängen ein rein Mechanisches
erblickt, bedingungslos brechen“ (Bd 10, 322). Daher reichen mecha-
nische Modellbilder nicht aus, das Wesen des Stofflichen zu erfassen,
wie dies auch die jüngste Entwicklung der Kernphysik gezeigt hat.
Darauf weist auch die merkwürdige, schon von Leibniz festgestellte
Tatsache hin, daß sich Stoffliches immer mehr in Unstoffliches ver-
wandelt, je genauer man seinen Eigenschaften nachgeht.
Aber „es ist nicht Geist, was sich im Stoffe .verkörpert', Geist
kann sich nur geistig darstellen, niemals ,verkörpern'; aber es ist . . .
ein Vorsinnliches, das sich im Sinnlichen, ein Vorstoffliches, das
sich im Stofflichen äußert — durch Verräumlichung. ,Sinnlichkeit',
das heißt Räumlichkeit“ (Bd 10, 325).
Ein Symbol dieser Verräumlichung sah Spann im F e l d begriff
der Physik. Er wies darauf mit den Worten hin: „Elektromagnetische
Qualitäten, die Schwere, die Temperatur, alle Zustandsgrößen über-
haupt, bilden ,Felder'. ,Feld‘ ist eine Äußerung jenes Vorsinnlichen
und Vorräumlichen, das sich in dieser bestimmten Art, die wir jeweils
im ,Felde' vor uns sehen, verräumlicht. Es bildet Raum, es erregt
Raum, und zwar durchdringlichen, durch den andere Felder hin-
durchgehen können . . .“ (Bd 10, 326).
Spann zeigte auf, daß alle über den primitiven Materialismus
reichenden Stofftheorien das Stoffliche aus einem Nichtstofflichen
abzuleiten versuchen, so Kant aus den Kräften, die Kontinuitäts-
Physik Lohrs und Jaumanns aus dem Raum (wie später auch Günther
Jacoby aus der Raum-Zeitunion), Leibniz aus den beseelten Monaden,
Aristoteles aus der potentiellen Stofflichkeit und den aktualisieren-
den Formen.
Auch grundlegende Naturerscheinungen wie Wärme, Magnetismus