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(2) die raumbezüglichen, wie Schwere, Kohäsion und Beweglich-

keit,

(3) die wesenseigenen und lebensdienlichen, wie Chemismus,

Wärme und Elektromagnetismus.

Grundlegende Bedeutung spricht Spann den lebensdienlichen

Eigenschaften zu. Er steht fest, daß die Untersuchung der Lebens-

dienlichkeit, der Biozentrik der Natur erst begonnen hat. Er bezieht

sich hier vor allem auf das Werk Lawrence J. Hendersons: Die Um-

welt des Lebens

1

, das aufzeigt, daß sich in den Eigenschaften der

chemischen Elemente eine auf das Leben bezogene Ordnung zeige, so-

daß man mit Recht annehmen dürfe: „daß das Weltall in seinem

innersten Wesen biozentrisch sei“

2

. Seither ist in einer Fülle von

Untersuchungen die Lebensdienlichkeit, die Wirtlichkeit weiter Be-

reiche der Natur nachgewiesen worden.

In unserer Sinnesempfindung und Wahrnehmung sah Spann, wie

Goethe, unsere wichtigste Verbindung mit der Natur, das aufschluß-

reichste Erleben der Natur.

„Jene Innerlichkeit, welche den immateriellen Wesen, die in der

Natur sich veräußerlichen, eigen ist, ist uns nicht gänzlich verschlossen.

Wir werden ihrer in der Sinnesempfindung inne. In ihr nehmen wir

nicht die äußerlichen Naturvorgänge wahr, sondern das Innere der

Natur“ (Bd 15, 233).

Mit Recht kann Spann darauf verweisen, daß bisher keine physi-

kalische Lichttheorie den Gesamtbereich der Lichterscheinungen ein-

sichtig machen konnte, daß die Physik sich der Anschauung nähert,

daß Licht die Vorstufe jedes stofflichen Zustandes sei, daß Licht mit

dem Wesen des Raumes eng verknüpft sei (Bd 15, 238 f.).

Die Bedeutung von Spanns Lehre von der Sinnesempfindung ist

ebenso wie die seiner Theorie der Sprache bis heute nicht voll erkannt

worden. Das dogmatische Vorurteil der exakten Naturwissenschaft,

1

Lawrence J. Henderson: Die Umwelt des Lebens. Eine physikalisch-chemische Unter-

suchung über die Eignung des Anorganischen für die Bedürfnisse des Organischen, deutsch

von R. Bernstein, Wiesbaden 1914.

2

Lawrence J. Henderson: Die Umwelt des Lebens, S. 168 ff.