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E r s t e r A b s c h n i t t

Der Begriff der Wirtschaft

§ 1. Die Elemente des Begriffes der Wirtschaft

I.

Die Unterscheidung von Mittel und Zweck

Jene Unterscheidung, die allein imstande ist, „Wirtschaft“ von den

übrigen Gliedern der Gesellschaft abzusondern und so den Begriff der

Wirtschaft zu begründen, ist die zwischen der Geisteswelt als Wertwelt

und der Welt der Ursächlichkeit oder Natur; und die zwischen

„Werten“ als „Zwecken“ und „Mitteln“. Die Gesellschaft tritt danach in

Gegensatz zur Natur und zerfällt selber in Gebiete, die dem Bereich der

Werte angehören, in Wert- oder Zwecksysteme wie Wissenschaft,

Kunst, Sittlichkeit; und in solche, die dem Bereich der Mittel

angehören, die Wirtschaft.

Was sind aber Werte, was sind Mittel; und in welchem Gegensatze

steht das Reich der Werte zu dem Reich der Ursächlichkeit?

Diese Fragen sind die Hauptfragen für den Anfang unserer

Untersuchung, verdienen aber auch um des allgemeinen

Bildungsinhaltes willen, den sie erschließen, eine gründliche

Beantwortung.

A.

Die W e l t d e r W e r t e

Werte sind Endzwecke, die zu ihrer Rechtfertigung eines Höheren

nicht bedürfen, sondern diese Rechtfertigung schon in sich selbst

haben, wie das Heilige, Wahre, Gute, Schöne, Edle. Am besten läßt sich

dies erkennen in der Natur des Wahren (des Logischen). „Uber die

Wahrheit kann man nicht abstimmen!“ Was heißt dies? Es heißt, daß

wahr etwas ist unabhängig von der Anerkennung durch Hinz und Kunz,

daher: kraft der Rechtfertigung als wahr, die es in sich selbst hat, oder

mit anderen Worten: kraft der kategorischen (apriorischen)

Bestimmungen, die es zu einem „Wahren“, „Logischen“, „Richtigen“

machen. „Wahr“ ist also etwas nicht aus einem äußerlichen Grunde,

sondern kraft des eigenen Wesens des Logischen, kraft seiner

Selbstverbindlichkeit. Die Wahrheit in diesem Sinne ist ein Ende, ein

Endzweck für sich, denn sie kann „wahr“ nicht durch etwas anderes

werden; und sie ist darum sogar ein Endzweck, trotzdem noch höhere

Werte über ihr sind, wie das Heilige oder die Idee des höchsten Wesens.

— Es folgt: Als das,