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A. Die W e l t v o n U r s a c h e u n d W i r k u n g

Dieser Welt der Werte steht eine Welt von Ursache und Wirkung

schroff entgegen. Man sieht mit ganz anderen Augen den Dingen ins

Antlitz, man sieht eine neue, ganz andere Ebene, ein ganz neues Reich,

wenn man statt der Wertgeltung, statt der Welt des „Höher“ und

„Niedriger“ die Welt von Ursache und Wirkung betrachtet. Statt

„Höher und Niedriger“ findet sich hier nur die Bestimmung von

„Vorher und Nachher“, / von ursächlichem Grund und bewirkter Folge,

von Bedingung und Bedingtem.

Die Welt von Ursache und Folge kennt keinen Wert, sie ist ein rein

mechanisches, völlig sinnloses Fortgehen zum ewig Nächsten, ein

rastloses Hin- und Herwogen, ein Ineinanderwirren von notwendiger

Ursache und notwendiger Wirkung, gleichwie das wogende Weltmeer

unaufhörlich an die Rippen seiner Ufer schlägt. In die Stufenwelt der

Werte würden die Tropfen und Wellen des Weltmeeres erst gelangen,

wenn dieses, in eine große Midgardschlange verwandelt, jeden Tropfen

zu einem Gliede seines Körpers machte und damit jedem Tropfen den

Wert eines Gliedes im Organismus des Ganzen verliehe, ihm eine Stelle

in der Rangordnung, im Gliederbau von Höher und Niedriger, der nun

im Ganzen entstände, anwiese. Der Unterschied zwischen

Ursachenwelt (oder Natur) und Wertwelt (oder Geistigem) ist, wie

dieses Beispiel sinnfällig zeigt, ein zweifacher:

1. Wo die Verknüpfung, die Blickrichtung „Ursache—Wirkung“

stattfindet, gibt es nichts „Sinnvolles“, damit auch nichts durch sich

selbst Gültiges, Verbindliches, also keinen „Wert“, keine

„Wertgeltung“, sondern nur mechanische (sinnlose) Notwendigkeit. Es

ist keine Möglichkeit, zu sagen: die Erde s o l l sich nicht um die Sonne

drehen; vielmehr besteht nur die Möglichkeit, Ursache und Wirkung

der Drehung zu erforschen; dort „Wert“, hier Tatsächlichkeit, dort

„Gelten“ und „Sollen“, hier „Sein“.

2.

Im Reiche der Ursächlichkeit besteht das Grundverhältnis von

„Vorher und Nachher“, im Reiche der Werte das Grundverhältnis von

„Höher und Niedriger“, von „Ganzes—Glied“, dort die

Aufeinanderfolge, hier die Rangordnung und Ganzheit.