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Zusätze
1.
Z u s a t z ü b e r d a s V e r h ä l t n i s v o n M a r k t u n d
K a p i t a l h ö h e r e r O r d n u n g
Nur „Marktordnung“, „Marktrecht“, „Marktaufseher“, „Marktsitte“, „Usance“, kurz
Markt als Organisation gesehen, ist Kapital höherer Ordnung, verleiht
Gemeinsamkeitsreife; Handel und Arbitrage aber nicht. Zwar darf nicht geleugnet
werden, daß auch in jener Marktreife, die der Handel leistet, ein Stück von gemeinsamer
Eingliederung der Güter liegt, denn „Marktreife“ besteht ja darin, einen
Leistungswechsel des Gutes zu vollbringen, indem es aus der Wirtschaft A (durch
Vermittlung des Handels) in die Wirtschaft B gebracht wird; A und B sind also zweifellos
in gemeinsame Beziehung getreten. Das Gut erlangte Gemeinsamkeitsreife — a b e r
o h n e K a p i t a l h ö h e r e r O r d n u n g ! Denn Handel ist nur einfache freie
wirtschaftliche
Tätigkeit,
n i c h t
g e m e i n s a m e s
W i r t s c h a f t s m i t t e l ! Handel ist daher doch nur jene Werkreife im weiteren
Sinne (das heißt Hervorbringungsreife), die dem Gut (durch Leistungswechsel) eine
andere leistende E i g e n s c h a f t verleiht! Die im Tausch (im Leistungswechsel)
liegende Tätigkeit, als da ist: F e i l s c h e n , H a n d e l ( M a r k t f i n d u n g ) ,
S p e k u l a t i o n , K r e d i t , g e h ö r t n i c h t z u r O r g a n i s a t i o n ,
sondern ist werkreifendes A n w e n d e n jenes Kapitals höherer Ordnung, das der
Markt als Organisation darstellt.
2.
Z u s a t z ü b e r d a s G e l d
Ein ganz besonderes Wirtschaftsmittel, das die leibhaftigsten und allgegenwärtigsten
Hilfsmittel der Gemeinsamkeit für die wirtschaftliche Tätigkeit darstellt, ist das Geld.
Das G e l d d a r f a b e r n i c h t t e c h - / n i s c h , d a s h e i ß t n i c h t
a l s e i n S t ü c k M e t a l l o d e r P a p i e r a n g e s e h e n w e r d e n ;
so betrachtet, wäre es nur ein gewöhnliches Gut zum Verbrauch. Nein, als „Geld“, als
„Vermittler“ von Tausch, als Träger einer abstrakten, über der konkreten
Gebrauchsfähigkeit stehenden Leistung, ist es Kapital höherer Ordnung. Es geht über
den Rahmen der privatwirtschaftlichen Bedeutung hinaus; es betrifft alle Glieder der
Tauschwirtschaft, seine Leistung ist daher ein Vorgang der Gemeinsamkeitsreife! G e l d
h a t e i n e s c h ö p f e r i s c h g l i e d e r n d e L e i s t u n g , e s i s t
g e m e i n s a m e s W i r t s c h a f t s m i t t e l , und das heißt: das Geld zwingt
jeden Bestandteil der Wirtschaft zur unaufhörlichen Bezugnahme auf alle anderen,
damit aber weiter: auf das wirtschaftliche Gemeinwesen: es ist ein G e b i l d e d e r
G e m e i n s a m k e i t s r e i f e , und zwar besonders im Gebiete der Marktreife der
Waren. — Die übliche Unterscheidung von „Produktionsmittel“ und „Tauschmittel“ ist
unrichtig. Geld ist kein Tauschmittel, sondern ein Kapital höherer Ordnung, denn es
organisiert nicht nur den „Tausch“, sondern auch die Erzeugung! Wie man auch die
Verrichtungen des Geldes unterscheide, als Tauschvermittler
1
, als Bezugs
1
„Tauschvermittlung“ vom organischen Standpunkte aus (Tausch =
Gelenk der Betriebe und Reifephasen, siehe oben S. 155 ff.) und vom
individualistischen Standpunkte aus (Tausch = Zusammentreffen der
Wirtschafter) hat dabei einen ganz verschiedenen Sinn.