92
[72/73]
destoweniger zum Antrieb von Kraftmaschinen aufs sorgfältigste; die
intensive Landwirtschaft geht auf Getreide- und Gemüseerzeugung,
Vieh ist ihr nur Nebenerzeugnis (wenn nicht bloß Werkzeug);
nichtsdestoweniger wird das Vieh sorgfältig verwertet. Diese
Erscheinung der Abfall- oder Nebenerzeugung als abgeleitete
Wirtschaft zieht sich durch das ganze Wirtschaftsleben. Um so mehr
besteht sie auch im höheren geistigen Leben, im Umkreise der Mittel
höheren Stammes.
Das Entscheidende in allen derartigen Fällen ist nun immer, daß der
Zweck entweder
1.
rein um seiner selbst willen erreicht wurde (wie ein großes
Kunstwerk nicht um des Lohnes willen geschaffen wird, sondern weil
es als Kunstschöpfung seinen Zweck in sich selbst hat); oder
2.
daß der Zweck doch mindestens z u g l e i c h um seiner selbst
willen gewollt wurde, so daß er jedenfalls nicht von Anbeginn nur als
Mittel verwirklicht wurde. Dieser Umstand bewirkt, daß die neben-
oder hinterher einsetzende Bewirtschaftung des Zweckes als Mittel nur
abgeleiteter Art, nur eine Nebenerscheinung ist. Wir nennen daher
diese Wirtschaft „Nebenwirtschaft“ oder „abgeleitete Wirtschaft“; man
könnte sie auch „Gelegenheitswirtschaft“, „sekundäre Wirtschaft“ oder
„nachträglich verwendende“, „unvollständige Wirtschaft“ nennen, im
Gegensatz zur vollständigen Wirtschaft, die schon ihre Mittel als
M i t t e l schafft, nicht als Selbstzweck; daher die abgeleitete
Wirtschaft ihre Mittel a u f g r e i f t , nicht schafft, somit unvollständig
ist.
/
Als Folgerungen aus dem Begriff der Nebenwirtschaft ergeben sich:
1. Fehlen der planmäßigen, das heißt wirtschaftlich gemeinten
Hervorbringung (Produktion); alles, was in der abgeleiteten Wirtschaft
an Mitteln entsteht, ist Nebenergebnis vorhergegangener
Zielerreichung, ist nicht um des wirtschaftlichen Zweckes willen, nicht
als Mittel entstanden; daher ist sie, wie gesagt, nur nachträglich
verwendende, nicht schaffende Wirtschaft; das Mittel wird nur, weil es
g e g e b e n ist, benützt. Die H e r v o r b r i n g u n g f ä l l t d a h e r
n i c h t i n d e n B e r e i c h d i e s e r W i r t s c h a f t , entweder
gar nicht, z. B. wenn ein Kunstwerk rein als Selbstzweck entsteht, oder
nur teilweise, z. B. wenn es auch um des Lohnes willen entsteht oder
zugleich auch um der Nebenerzeugnisse willen das Haupterzeugnis
hergestellt wird. Daraus folgt: daß die abgeleitete Wirtschaft in