96
[75]
gelegt. — Auch von dieser Seite her scheint sich wieder der Begriff des
absoluten Individuums zu ergeben. Und ebenso beim Erfinder, der neue
Gedanken aus sich selbst herausholt und erzeugt.
E. R o b i n s o n
Eine ganz andere, nicht geistige, aber handelnde Spielart des
selbstgenugsamen Menschen ist Robinson. In ihm hat das
individualistische Denken eine Gestalt geschaffen, an der auch im
Nothaften (Utilitarischen, Technischen) das Alleinsein durchgeführt ist.
Robinson ist es, der nicht nur geistig auf sich angewiesen ist, sondern auch
äußerlich; er braucht die wirtschaftliche, militärische Hilfeleistung der
Gesellschaft nicht. Er kann allein leben, wenn er auch in Gesellschaft
besser leben würde. Der Mensch wird damit auch in dem Bereiche des
Nothaften, des äußeren Bedürfnisses als grundsätzlich unabhängig von
den andern Einzelnen, als absolutes Individuum erwiesen. Im Grunde ist
aber diese Begriffsdichtung unwichtig, wie ich oben
1
schon sagte. Denn
alle Einwände gegen den Individualismus, die sich nur auf die äußere
Hilfeleistung beziehen, treffen ohnehin nicht das Wesentliche.
F. Der E i n s i e d l e r
Ein letzter Typus ist der des Einsiedlers. Der fromme Einsiedler wird
vor allem geistig als Einsiedler gedacht; seine Unabhängigkeit von den
äußeren Hilfeleistungen der anderen Menschen tritt dagegen ganz in den
Hintergrund. (Denn ob einem Einsiedler Bauern und Jäger Lebensmittel
bringen oder nicht, ist für seine Einsiedlernatur nicht entscheidend.)
Wesentlich ist, daß er geistig allein ist, dem geistigen Umgang mit anderen
Menschen entsagt, um nur seiner Andacht zu leben. Aber ist der Einsiedler
wirklich ein in seiner eigenen Geistigkeit lebender, aus sich allein
schöpfender Einzelner? Wenn man genauer zusieht, findet man das
Gegenteil. Er ist nicht allein, sondern lebt in Gesellschaft, in Gesellschaft
mit „Gott-Natur“, die in dem Geiste seiner Religion zu ihm spricht. Den
Ein
1
Siehe oben S. 53.