[180/181]
255
lese der Besten, insbesondere die „Höherbildung des Typus Mensch“,
mechanisch entstehen sehen und wenn wir desgleichen im wirtschaft-
lichen Kampfe ums Dasein nach Smith die Harmonie, nach Marx die
Fortschreitung zu Großbetrieb und Kollektivismus notwendig sich
vollziehen sehen, so haben wir überall das gleiche Bild vor uns. Je-
nen Zeiten kam es so sehr auf die Aufdeckung mechanischer Gesetz-
mäßigkeiten, die ihnen eine neue Welt eröffnete, an, und auch so
sehr auf den damit verbundenen Kampf gegen die religiösen und
politischen Mächte der Zeit, daß sie jeden begrifflichen Widerspruch
dafür in Kauf nahmen.
Mit der mechanischen Art jener Veränderungen, die zum Fort-
schritte führen, hängt es zusammen, daß sich ein F o r t s c h r i t t
o h n e E n d e ergibt. Denn die Veränderung geht notwendig vor
sich, sie ist blind, sie beruht auf Naturursachen. Daher kann sich ihr
einerseits niemand entgegenstellen, was den Aufklärern, Fortschritts-
parteien, Sozialisten aller Art und Farbe der wichtigste Beweisgrund
im Kampfe gegen die konservativen Regierungen war, andererseits
findet sie aber auch kein Ende. Gleichwie der affenartige Typus
durch die naturnotwendig wirkenden Fortschrittsursachen sich zum
Typus Mensch „höherbildet“, ebenso muß sich der „Typus Mensch“
höherbilden zum „Übermenschen“ (welcher vielberufene Begriff
Nietzsches wesentlich mit diese naturwissenschaftliche Wurzel hat),
ebenso muß sich aber auch der Übermensch noch zu einem Über-
Übermenschen höherbilden und an ihm zum Affen werden. Ein
Ende ist nicht abzusehen.
Es liegt klar am Tage, daß beide Merkmale, das Mechanische und
das Endlose, in Wahrheit den Fortschrittsbegriff völlig vernichten.
Was mechanisch bewirkt wird, ist blind-notwendige, ist sinnlose Ver-
änderung, ist also in Wahrheit weder Fortschritt, noch Nichtfort-
schritt, sondern der Wertung überhaupt unzugänglich. Der blinden
Notwendigkeit mangelt in sich jeder sinnvolle Zusammenhang, sie
kann zu einem sinnvollen Ziele nicht führen und hat / daher auch
keine Bezogenheit zum Ziele, also weder Wert, noch Unwert. Me-
chanismus und Zweckmäßigkeit sind zwei Welten, die einander nicht
berühren können. Der mechanisch sich vollziehende Fortschritt ist
ein hölzernes Eisen.