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Dabei blieb das religiös-sittliche Leben die unerschütterte Grundlage

von allem.

Das wurde anders durch die individualistische Wirtschaftsord-

nung, deren erster Vorläufer nur der Merkantilismus gewesen war.

Die Auflösung aller Zünfte und Bindungen, die Einführung der Ge-

werbefreiheit, die Verkündigung des freien Wettbewerbes und der

Selbsthilfe, kurz des „laissez faire“, geschah zuerst in der französi-

schen Revolution, später zum Teil in den Hardenbergischen Refor-

men, zuletzt in der Neuordnung der Dinge etwa von 1848 bis 1866.

Die Folgen, die sich daraus ergaben, waren ganz andere als die

erträumte „Harmonie“ der individualistischen Klassiker. Man kann

sie vornehmlich durch zwei Begriffe kennzeichnen: P r o l e t a r i -

s i e r u n g u n d K r i s e n . Diese Folgen waren so fürchterlich, daß

auf die Dauer staatliche Eingriffe nicht ausbleiben konnten, und

aus ihnen entstand die Sozialpolitik.

Hat eine Sozialpolitik in der individualistischen Wirtschaft über-

haupt Platz? Wie sieht

A.

die Sozialpolitik nach der individualistischen

Wirtschaftsauffassung

aus? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zuvor

einen Blick auf die individualistische Wirtschaftsauffassung in ihrer

allgemeinsten theoretischen Gestalt werfen. Denn nur so können

wir erkennen, welche ideenmäßigen und begrifflichen Vorausset-

zungen für das, was später als „Sozialpolitik“ sich herausbildete,

bestanden und auch welche organisatorischen Voraussetzungen für

die praktische Gestaltung einer sozialpolitischen Einwirkung auf

die Lage der Arbeiter sich ergaben. Es ist nicht meine Absicht, Sie

mit der Theorie des individualistischen und universalistischen Den-

kens bekannt zu machen. Diese muß ich als bekannt voraussetzen.

Ich will nur jene Hauptpunkte in Erinnerung rufen, die die Sozial-

politik betreffen.

/

Ich erinnere daran, daß das individualistische Denken vom Ein-

zelnen ausgeht und zwar als von einer durch E i g e n n u t z be-

stimmten Kraft, die auf dem Markte auftritt als Käufer und Ver-

käufer, Angebot und Nachfrage. Daraus folgt aber eine bestimmte