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[196/197]

Wir haben wiederholt vorweg genommen: daß im Fortgange

der Rücknahmen und Wiederausgliederungen, aus welchen Grün-

dung und Entfaltung besteht, entweder eine gesunde, wachstüm-

liche Stetigkeit gewahrt wird, und zwar als Stetigkeit der aufein-

anderfolgenden Entsprechungen; oder aber eine Unstetigkeit der

Entsprechungsfolgen einritt und damit, in verschiedenem Ausmaße,

ein Abbrechen oder Stauen des bisherigen Ganges der Umgliede-

rung eintritt

1

. Stetigkeit und Bruch, welche den Fortgang der Grün-

dung wie Entfaltung bezeichnen, ergeben sich damit als abgeleitete

Weisen von Gründung und Entfaltung (die selber wieder abgeleitete

Weisen der Umgliederungsordnung sind). — Stetigkeit der Ent-

sprechungsfolgen bezeichnet grundsätzlich eine Vollkommenheits-

form; Unstetigkeit oder Mißentsprechung grundsätzlich eine Un-

vollkommenheitsform. Und wie einer Entfaltung eine Gegenent-

faltung, dem / Gifte das Gegengift (die Heilung) entspricht, so be-

deutet auch hier ein Gegenbruch die Heilung des vorherigen Bru-

ches. Das bringt unser Lehrsatz 6 zum Ausdrucke.

A. F o r m e l l e U n t e r s c h e i d u n g e n

Man kann sowohl die Stetigkeit der Entsprechungsfolge wie auch

Stauung und Bruch nach Langsamkeit oder Schnelligkeit der Ent-

faltung unterscheiden. Der langsam fortschreitende Bruch pflegt als

„schleichende Krise“, der plötzliche als „akute Krise“ bezeichnet zu

1

Es braucht nicht auseinandergesetzt zu werden, daß die Stetigkeit der

Entsprechungsfolgen im Bereiche der Umgliederungen nicht jene s u m m a -

t i v e K o n t i n u i t ä t zeigt, welche z. B. die Infinitesimalrechnung oder das

„Raumkontinuum“ kennt, sondern vielmehr eine S t e t i g k e i t d e r E n t -

s p r e c h u n g s f o l g e n i s t . D i e G a n z h e i t k e n n t k e i n e u n -

e n d l i c h k l e i n e n Ü b e r g ä n g e , kennt nicht das Allmähliche, sondern

nur den Sprung (wie in der Kategorienlehre gezeigt wurde, siehe S. 180 ff.;

„natura facit saltus“ das Glied „b“ ist etwas plötzlich Neues im Vergleiche

zum Gliede „a“). — Die „Stetigkeit der Entsprechung“ bedeutet sowohl in der

Ausgliederung wie in der Umgliederung die richtige, wesensgemäße Abfolge —

im Gegensatz zu Bruch und Stauung, die gerade dadurch gekennzeichnet sind,

daß Mißentsprechungen, also Unstetigkeiten der Entsprechungen auftreten. Im

obigen ist unter „Stetigkeit“ stets die Stetigkeit der Entsprechungsabfolge

(korrelativen Konsekution), nicht die infinitesimale (summative) Ununterbro-

chenheit verstanden.