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Unser Weg führte von der Urschöpfung zur geschöpflichen Welt,

die selbst ein geschöpfliches Schaffen ist. Wir unterschieden: Die

Urschöpfung als solche, die wir, um nur überhaupt etwas anzu-

deuten, die Vor-Ausgliederung oder die Ur-Ausgliederung der Welt

nennen können (in der das Geschaffene im Schaffenden als actus

purus, als Einheit, Fülle und Leben ist); die forterhaltende Schöp-

fung Gottes, die Wirksamkeit des Unmittelbaren in der Welt; und

die geschöpfliche Schöpfung oder abgeleitete Schöpfertätigkeit des

Geschöpfes, die auf Grund des Unmittelbaren (der Eingebung) tätig

ist, das Unmittelbare vermittelbart, die Eingebung ergreift, die

also „Schaffen aus Geschaffenwerden“ ist. Die Urschöpfung und die

forterhaltende Schöpfung Gottes gehören zusammen. Die letztere

kann als die Fortsetzung der ersteren aufgefaßt werden. Daher ist

Weiteres in unserem Zusammenhange darüber nicht zu sagen. An-

ders die abgeleitete Schöpfung, welche auf die vorgegebene Schöp-

fertätigkeit Gottes angewiesen ist.

Der Weg von der Urschöpfung zur Welt scheint nun nicht mehr

im undurchdringlichen Dunkel zu liegen. Er ist durch die Unter-

scheidung der drei Schöpfertätigkeiten, so scheint es uns, schon wie

in Umrissen angedeutet. Denn das Bleibende, das uns auf diesem

dunklen Wege nie verläßt, ist d a s U n m i t t e l b a r e. Es ist in

der Urschöpfung an sich und schlechthin; in der forterhaltenden

Schöpfung ist es das Wirksame, das alles in sich rückverbindet; in

der abgeleiteten Schöpfertätigkeit des Geschöpfes ist es dasjenige,

woraus das Geschöpf fortwährend seine Schöpfertätigkeit zieht und

dadurch sein eigenes, ihm vorgeschaffenes, verliehenes Wesen selber

schafft. /

Von da aus werden wir aber zu einer entscheidenden Folgerung

getrieben. Sie sagt, daß die Urschöpfung, das Unmittelbare an sich,

aus sich nicht hinausgeht: G o t t s c h a f f t n u r s i c h s e l b s t !

So müssen wir auch die dunklen Andeutungen verstehen, die

wir bei den großen Mystikern finden. In Meister Eckeharts Predig-

ten finden wir Bemerkungen wie die folgenden: „Gott hat nie mehr

gesprochen als ein einziges Wort (das ist er selbst) und damit schafft

er die ganze Welt; als Gott Himmel und Erde und alle Kreaturen

schuf, da t a t er nichts. Das ging seine unbewegliche Abgeschieden-