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nicht als Summe, weder einzelner Geister noch einzelner Wesen, Gestalten,

Räume, Welten, Stoffe oder Atome.

Durch den Hervorgang aus Entsprechung kommt dem Geschöpf beides zu:

Selbstsetzung, sofern es vom Grunde hat; Erleiden (Rezeptivität), sofern es auf

Endlichkeit, Beschränkung beruht.

Auf solche Weise gelingt es, die Welt als Vermittelbarung / des

Unmittelbaren zu fassen und den dunklen Weg der Schöpfung

nachzutasten.

Vielleicht wird man einwenden, nach der Erdgeschichte sei die

Welt nicht so entstanden. Die Erde sei lange da, ehe noch der

Mensch erschien. Auf die Frage nach dem Gange der Geschichte

kommen wir noch in anderem Zusammenhange. Hier handelt es

sich nicht um den geschichtlichen Hergang, sondern um Bau und

Schöpfung der Welt. Daher müssen wir den allgemeinen Grund-

gedanken festhalten: Der Entwurf der Welt ist in der Tiefe des

Geistes niedergelegt, ist in ihr vorgegeben. Die Scheidungen (Dif-

ferenzierungen) des Geistes begründen ihn. Die Entsprechungen der

inneren, in sich unterschiedenen, gegliederten Geistes-Ur-Inhalte,

das ist die Welt und keine andere. Der E n t w u r f d e r W e l t

g e h t d a r u m v o n o b e n h i n a b . Denn vom Geiste aus ent-

steht alles. Das gilt uns unumstößlich. — Anders die Frage nach

dem äußerlichen Hergange, nach dem Vollzuge, nach der Ausfüh-

rung der Entsprechungen im zeitlichen Werdegange. Ob die Aus-

führung möglicherweise einen Weg nimmt, der, von außen gesehen,

wie „von unten hinauf“ zu gehen schiene — hierüber ist noch nicht

damit entschieden, daß der Schöpfungsgang des Geistes selbst von

oben hinunter geht. Da der Geist den Weg über die Gezweiung

höherer Ordnung nimmt und dadurch an das Stoffliche gebunden

wird, könnte der äußere Weg vielleicht noch immer von unten hin-

auf gehen — weil nämlich der innere (von oben hinunter) schon

von Anbeginn gegangen wurde, ideell jedenfalls voransteht. Ähn-

lich wie ja auch der Maler, der Erfinder zuerst das Werk im Geiste

entwirft und dann an das Farbenreiben und Zurichten der Stoffe

geht, so daß, äußerlich gesehen, das Werk von unten hinauf zu

entstehen schiene. Doch will das nur gegenüber der heute herr-

schenden naturwissenschaftlichen Ansicht vom Gange des Weltge-

schehens bemerkt sein. Wir teilen diese Ansicht nicht. Wir halten

sie für ein vergängliches Erzeugnis eines materialistischen Zeitalters.